Luchs „Tello“ verschwunden

Mit Senderhalsband ausgestatter Luchswird seit 20. September vermisst.

Das im Oberen Donautal mit einem Halsbandsender ausgestattete Luchsmännchen Tello ist am 20. September – knapp sechs Monate nach der Besenderung – von einem Auto erfasst worden. Der Halsbandsender wurde dabei abgerissen.  Über den Zustand des Luchses ist bisher nichts bekannt. Zuvor sendete das Halsband regelmäßig Informationen über den Aufenthaltsort des Luchses.

Im März 2016 wurde ein männlicher Luchs mit der wissenschaftlichen Bezeichnung „B433“ im Oberen Donautal gefangen und mit einem Halsbandsender ausgestattet. Der Luchs war aus der Schweizerischen Alpenpopulation zugewandert und erhielt vom Landesjagdverband den Namen Tello. Bis zum 19. September hatte das Halsband von Tello regelmäßig Daten per SMS über dessen Aufenthaltsort verschickt. Die Daten wurden von dem Luchs-Forschungsteam der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) ausgewertet. Die Häufigkeit der Datenübertragung war abhängig von der Netzabdeckung und erfolgte zeitweise täglich und zweitweise erst nach zehn Tagen. Als Anfang Oktober nach über zwei Wochen keine neuen Daten eingegangen waren, begab sich das Forschungsteam der FVA mit Unterstützung des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Radolfzell auf die Suche nach dem Halsband. Mit Hilfe eines Peilsignals, welches von dem Halsband permanent ausgesendet wird, konnte es am 10. Oktober im Landkreis Reutlingen unmittelbar neben einer stark befahrenen Straße gefunden werden – ohne Luchs. Die Auswertung der im Halsband gespeicherten Daten ergab: Die letzten Bewegungen des Halsbandes wurden am 20. September früh morgens aufgezeichnet. Seitdem lag es am Straßenrand und konnte aufgrund der fehlenden Netzabdeckung keine Daten mehr verschicken. Die Recherche ergab, dass an diesem Ort zur entsprechenden Zeit ein Wildunfall gemeldet wurde, bei dem der Beifahrer das Tier als Luchs identifiziert hatte. Tello wurde demnach am 20. September frühmorgens von einem Auto erfasst. Durch den Aufprall wurde das Halsband aufgerissen. Laut Auskunft des Fahrers war der Luchs nach der Kollision davon gerannt. Über den Zustand des Luchses ist bisher nichts weiter bekannt. An den Folgetagen sind in der Region noch Aufnahmen eines Luchses entstanden, jedoch ist unklar, ob es sich dabei um Tello oder um ein anderes Tier handelt. Um diese Frage zu klären, hofft  das Forschungsteam auf weitere Bilder des umherstreifenden Luchses. Es wird dabei tatkräftig von Jägerinnen und Jägern der Region unterstützt. Gute Bilder ermöglichen einen Abgleich der Fellzeichnung.

 

Sphäre-Wissen:

Die Unfallstelle liegt auf einem Wildtierkorridor, der im „Generalwildwegeplan Baden-Württemberg“ ausgewiesen ist. Diese Korridore werden aufgrund der Lebensraumausstattung von Wildtieren häufig bei großräumigen Wanderungen genutzt. Der Straßenverkehr ist bei vielen Wildtierarten eine häufige Todesursache – so auch bei Luchsen. In dem Luchsvorkommen in der Schweiz sind etwa ein Viertel der Verluste auf den Straßenverkehr zurückzuführen. Obwohl in Baden-Württemberg große Regionen mit geeignetem Lebensraum existieren, haben bisher nur recht wenige und lediglich männliche Tiere die Barrieren zwischen der Schweiz und Deutschland überwunden. Somit bedeutet jeder Verkehrsunfall einen großen Verlust für die Luchse im Land.

Zusätzlich zu Tello sind 2016 in Baden-Württemberg vier Luchse nachgewiesen worden. Bei zwei Tieren handelt es sich um männliche Luchse aus dem Schweizer Jura, bei zwei sind Geschlecht und Herkunft bislang unbekannt.

 

Meldung vom 11. April 2016

Zweiter Luchs im Ländle

Zweiter Luchs im Land mit Senderhalsband ausgestattet

Luchse gehören zu den seltensten Tieren in Baden-Württemberg, die nur ab und an aus der benachbarten Schweiz nach Baden-Württemberg kommen. „Seit einem Jahr
streift der männliche Luchs Friedl mit einem Senderhalsband durch Baden-Württemberg und liefert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern spannende Erkenntnisse über seine Wanderschaft und somit wertvolle Einblicke in das Leben der seltenen Pinselohren. Ziel ist es, so wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse über den Luchs zu gewinnen und diese unmittelbar an unsere Partnerinnen und Partner aus Jagd und Nutztierhaltung weiterzugeben“, sagte Naturschutzminister Alexander Bonde am Montag (11. April) in Stuttgart.

Der Minister wies darauf hin, dass die Batterie des Halsbandes für ein gutes Jahr reiche und bei Friedl nun kurz vor dem Erlöschen sei. Da eine geplante erneute Besenderung von Luchs Friedl durch einen Tausch der Batterie nicht erfolgreich war, hatte sich das Halsband am vergangenen Freitag durch einen automatischen Mechanismus vom Tier gelöst, so der Minister.

„Dem Team der FVA gelang es jedoch in enger Kooperation mit den Jägerinnen und Jägern vor Ort einen anderen Luchs in Oberschwaben zu fangen und mit einem Halsband auszustatten“, sagte Bonde. Dieser Luchs war einen Monat zuvor bereits von zwei Jägern beobachtet und fotografiert worden. Auch bei diesem Tier handelt es sich um ein Männchen, dessen Herkunft von dem für das Monitoring in der Schweiz zuständigen Institut KORA für Raubtierökologie und Wildtiermanagement über die individuelle Fleckenzeichnung des Fells abgeklärt werden konnte: Der Luchs mit dem formalen Namen „B433“ wurde als Jungtier erstmals im Jahr 2014 in den Schweizer Ostalpen nachgewiesen und im Juli 2015 bei seiner Abwanderung im Kanton Thurgau fotografisch erfasst. Männliche Luchse unternehmen gerade in der Paarungszeit zwischen Februar und April weite Wanderungen auf der Suche nach weiblichen Tieren, die aber bisher in Baden-Württemberg nicht nachgewiesen werden konnten.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass die beiden männlichen Tiere zwar Kontakt zueinander hatten, dass sie sich jedoch nicht langfristig im gleichen Gebiet aufhalten werden. Die ersten Daten des Halsbandes scheinen dies zu bestätigen: So ist der Luchs B433 nach seiner Besenderung in Oberschwaben bereits über 20 Kilometer weiter in Richtung Norden auf die Schwäbische Alb gezogen, während Friedl im Donautal unterwegs ist. Über die Bewegungen der Luchse werden die Partnerinnen und Partner aus Jagd und Nutztierhaltung vor Ort durch die FVA informiert werden.

„Luchs Friedl bot die bisher einmalige Gelegenheit wissenschaftliche Fragen – beispielsweise zu Lebensräumen und Wanderrouten – zu beantworten. Auch der neu besenderte Luchs wird den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hoffentlich wertvolle Daten liefern können“, sagte der Minister. Im Idealfall erfahre die FVA täglich die Position des Luchses. „Einmal am Tag versucht sich das Halsband in das Handynetz einzuwählen, um die erhobenen Daten per SMS zu verschicken. Diese Informationen sind wichtig. Denn gemeinsam mit den zuständigen Jägerinnen und Jägern suchen die Beschäftigten der FVA beispielsweise einige Tage später dort nach Resten von Beutetieren, wo sich der Luchs längere Zeit aufgehalten hat“, sagte Bonde. „Dabei wird großer Wert darauf gelegt, dass das Tier nicht gestört wird“, erläuterte der Minister.

 

Sphäre-Wissen

Der Luchs Friedl war im April 2015 im Mittleren Schwarzwald an einem seiner Beutetiere von einem Team der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) besendert worden. Anhand eines Fellabgleiches und genetischer Analysen konnte nachgewiesen werden, dass der junge Luchs aus dem Schweizer Jura zugewandert war. Friedl blieb bis Mitte August im Schwarzwald, bevor er sich wieder auf Wanderschaft quer durch das Land begab, vor den Toren Ulms stand und dann entlang des Albtraufs ins Donautal zog.

Das landesweite Luchsmonitoring wird in enger Absprache mit der Arbeitsgruppe Luchs und Wolf durchgeführt, in der Verbände aus Jagd, Landwirtschaft und Naturschutz vertreten sind. Alle Verbände bitten darum, Luchshinweise möglichst rasch an die FVA unter der Nummer 0761/4018-274 zu melden. Die Arbeitsgruppe Luchs besteht bereits seit 2004 (seit 2014 AG Luchs und Wolf) und behandelt alle Fragen rund um den Luchs in Baden-Württemberg.

Luchse gehören zu den seltensten Tieren in Baden-Württemberg und sind streng geschützt. Bisher wurden nur sehr wenige männliche Tiere nachgewiesen, die aus dem Schweizer Jura und nun auch aus den Schweizer Alpen zugewandert waren und in aller Regel schnell wieder verschwanden. Die heimlichen Katzen erreichen die Größe eines Schäferhundes, stellen für Menschen aber keinerlei Gefahr dar. Kommt es zu einer Begegnung, so zieht sich der Luchs zurück.

Wenn sich einzelne Luchse niederlassen, so nutzen sie immer noch äußerst große Flächen von bis zu 300 Quadratkilometern. Dort erbeuten sie überwiegend Rehe. Nutztiere fallen Luchsen äußerst selten zum Opfer. Kommt es zu einem solchen Fall, so wird die/der Tierhalterin/Tierhalter aus einem Fonds entschädigt, der von Verbänden aus der AG Luchs und Wolf gespeist wird.

 

—— Meldung vom 5. Januar 2016 ———————-

Luchs Friedl ist Marathonwanderer

Luchs Friedl erlaubt auf seiner Wanderschaft seit gut 260 Tagen spannende Einblicke in das Leben der seltenen Pinselohren. Am 9. April war das aus dem Schweizer Jura zugewanderte Luchsmännchen
im Elztal von einem Team der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) betäubt und mit einem Halsbandsender ausgestattet worden. Seitdem schickt er regelmäßig Daten über seinen Aufenthaltsort an die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, zeigt Möglichkeiten und Grenzen für Luchse in Baden-Württemberg auf und bereichert die Diskussion um den Umgang mit Großen Beutegreifern im Land. Zuletzt hatte sich Friedl im Bereich des Oberen Donautals aufgehalten.

Realistisches Bild des Luchses gewinnen

 

Der an der FVA zuständige Wissenschaftler Micha Herdtfelder erläutert die Grundidee des Projektes: „Große Beutegreifer wie der Luchs werden von vielen Menschen als Symbol für Wildnis angesehen. Und an dem Begriff Wildnis scheiden sich die Geister. Wir wollen einer Romantisierung einerseits und einer Dämonisierung andererseits entgegenwirken. Deshalb fördern wir insbesondere das Gespräch zwischen den Personen, die den Luchs befürworten, und denen, die dem Luchs kritisch gegenüber stehen“, so der Wissenschaftler. Hierfür wurde unmittelbar nach der Besenderung des Luchses das „Regionale Forum zum Umgang mit Großraubtieren im Mittleren Schwarzwald“ eingerichtet. In mehreren Treffen diskutierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Jagd, Nutztierhaltung, Naturschutz und Verwaltung über die Herausforderungen, die mit der Rückkehr des Luchses in der Region zu erwarten waren. Unter Moderation durch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FVA wurden insbesondere die Sorgen der Nutztierhalterinnen und Nutztierhalter besprochen und Lösungsansätze aufgezeigt. Die Daten des besenderten Luchses waren hier ein wichtiger Schlüssel, um von der Theorie in die Praxis zu kommen.

Positionsbestimmung – bei gutem Empfang täglich

friedl_Luchs_karte

Welche Lebensräume nutzt der Luchs? Wovon ernährt er sich? Welche Auswirkungen gibt es für die Jagd und die in der Region so bedeutenden Weidehaltung von Schafen, Ziegen und Rindern? Das waren die dringlichsten Fragen, die die Teilnehmenden des Forums interessierten. „Der besenderte Luchs bietet eine bisher einmalige Gelegenheit, diese und weitere Fragen ganz konkret beantworten zu können“, so Herdtfelder. Einmal am Tag versucht sich das Halsband in das Handynetz einzuwählen, um die erhobenen Daten per SMS zu verschicken. Gemeinsam mit den zuständigen Jägerinnen und Jägern suchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FVA beispielsweise dort nach Resten von Beutetieren, wo sich der Luchs längere Zeit aufgehalten hat.

 Friedl mag vor allem Rehe

Bei Luchs Friedl steht das Reh an oberster Stelle auf dem Speisezettel. Unter zehn erbeuteten Tieren sind bisher im Schnitt acht Rehe und eine Gemse sowie ein kleineres Beutetier. Dass Luchse auch Schafe und Ziegen erbeuten, ist die große Ausnahme. Die einzigen Übergriffe auf Schafe in Baden-Württemberg gab es bisher nur kurz vor der Besenderung, wo Friedl sich mehrfach an Lämmern vergriffen hatte. „An einem erbeuteten Lamm konnten wir den Luchs dann fangen und besendern“, erklärt Herdtfelder und ergänzt: „Rinder und Pferde werden vom Luchs lediglich beäugt, aber nie angegriffen“.

Wanderschaft Friedls mit Hindernissen

Von großer Bedeutung für die Wissenschaft ist auch die Raumnutzung des Tieres. Als sich Friedl Ende August vermutlich auf der Suche nach einer Partnerin für mehrere Wochen auf Wanderschaft durchs halbe Land begab, zeigte er die Möglichkeiten und auch die Grenzen unserer Kulturlandschaft auf. So nutzte Friedl beispielsweise ein Stück des Neckartals als natürliche Leitlinie und querte zahlreiche Straßen, bis er vor den Toren Ulms stand. Auf seinem weiteren Weg zurück nach Westen zog er mehrere Tage entlang der Autobahn A8 in Richtung Stuttgart, bis er sich nahe Weilheim an der Teck nach Süden wandte, und entlang des Albtraufs bis in das Obere Donautal zog. „Autobahnen wie die A8 zwischen Ulm und Stuttgart stellen für viele Tiere bisher eine schier unüberwindbare Barriere dar. An für die Wildtiere wichtigen Stellen wollen wir deshalb Grünbrücken vorsehen, um Lebensräume wieder miteinander zu vernetzen“, so Bonde.

Lösungen mit allen Verbänden suchen

Seit der Besenderung des Luchses werden die Personen aus Jagd und Nutztierhaltung sowie die Wildtierbeauftragten in der Region regelmäßig mit Rundschreiben über die gewonnenen Erkenntnisse informiert. „Wir freuen uns, dass die Verbände gut mit unserem wissenschaftlichen Mitarbeiter Friedl zusammenarbeiten. Damit der Umgang mit den großen Beutegreifern gelingt, wollen wir gemeinsam Lösungen für die anstehenden Herausforderungen entwickeln“, so der Minister. So übernahm der Landesjagdverband Baden-Württemberg nach die Patenschaft für Luchs Friedl und organisierte nach der Zuwanderung des Luchses in das Obere Donautal eine Informationsveranstaltung für die Jägerschaft. Obwohl Luchse sich nur sehr selten für Nutztiere interessieren, haben die Experten auch mögliche Fragen des Herdenschutzes im Blick.

 

Sphäre-Wissen:

Friedl hat seit seiner Besenderung am 9. April nachweislich 1.600 Kilometer zurückgelegt. Die tatsächlich zurückgelegte Strecke dürfte um einiges höher liegen, da die Peilungen nicht kontinuierlich erfolgen. Das recht langgezogene Streifgebiet, welches Friedl im Mittleren Schwarzwald regelmäßig nutzte, hatte eine Ausdehnung von etwa 30 mal 10 Kilometer. Im Oberen Donautal beträgt der Durchmesser des eher ovalen Streifgebietes ungefähr 20 Kilometer.

 

—— Meldung vom 9. September 2015 ———————-

Zweiter Luchs besucht Zollernalbkreis

„Erneut hat ein Luchs dem Zollernalbkreis einen Besuch abgestattet. Das legen die Aufnahmen einer Wildkamera in der Region nahe.

Luchs_Foto_FVA Freiburg_AG_Luchs

Der für das landesweite Luchs-Monitoring zuständigen Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg seien vergangene Woche Fotos eines vermeintlichen Luchses nahe Balingen übermittelt worden. Die Fotos mit Seltenheitswert stammten von der Wildkamera eines Jägers und zeigten schemenhaft ein Tier, das am Abend des 28. Novembers durch das Bild gelaufen sei, so der Minister. „Auch wenn die Fotos die strengen Kriterien für einen sicheren Luchsnachweis nicht erfüllen, so sind sich die Freiburger Expertinnen und Experten sehr sicher, dass es sich um einen Luchs handelt. Diese Einschätzung wird dadurch gestützt, dass ein Tag zuvor eine Luchsbeobachtung wenige Kilometer östlich gemeldet worden war.“ Ob das Tier aus dem Schweizer Jura, den Vogesen oder dem Bayrischen Wald zugewandert war oder ob es sich um ein entlaufenes Gehegetier handelt, sei indes nicht bekannt. Die Forscherinnen und Forscher aus Freiburg vermuteten, dass der Luchs zwischenzeitlich schon weitergezogen ist und hofften auf weitere Meldungen insbesondere aus der Jägerschaft. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, so solle das Tier mit einem Halsbandsender ausgestattet werden, um wichtige Informationen über dessen Wanderbewegungen zu erhalten

Bereits im September war der Zollernalbkreis von einem Luchs durchwandert worden. Damals handelte es sich um das Luchsmännchen Friedl, das Expertinnen und Experten ein halbes Jahr zuvor im Mittleren Schwarzwald mit einem Halsbandsender ausgestattet hatten. Friedl war ursprünglich aus dem Schweizer Jura zugwandert und begab sich vermutlich auf der Suche nach einer Partnerin im Spätsommer auf weite Wanderschaft durch das Land. Im September war er entlang des Albtraufs von Norden nach Süden durch den Zollernalbkreis gewandert. Aktuell hält er sich ausweislich der gesendeten Signale aber nicht dort auf, weswegen es sich bei dem fotografierten Tier um einen anderen Luchs handeln muss. Die Möglichkeit, dass nun ein Weibchen zugewandert ist, schätzen die Expertinnen und Experten der FVA jedoch als äußerst gering ein, da männliche Tiere sich auf größere Wanderungen begeben als Weibchen.

Sphäre-Wissen:

Das landesweite Luchsmonitoring wird in enger Absprache mit der Arbeitsgruppe Luchs und Wolf durchgeführt, in der Verbände aus Jagd, Landwirtschaft und Naturschutz vertreten sind. Alle Verbände bitten darum, Luchshinweise möglichst rasch an die FVA zu melden (Tel.: 0761 / 4018-274).

Luchse gehören zu den seltensten Tieren in Baden-Württemberg und sind streng geschützt. Bisher wurden nur sehr wenige männliche Tiere nachgewiesen, die aus dem Schweizer Jura zugewandert waren und in aller Regel schnell wieder verschwanden. Die heimlichen Katzen erreichen die Größe eines Schäferhundes, stellen für Menschen aber keinerlei Gefahr dar. Wenn sich einzelne Luchse niederlassen, so nutzen sie immer noch äußerst große Flächen von bis zu 300 Quadratkilometern. Dort erbeuten sie überwiegend Rehe. Nutztiere fallen Luchsen äußerst selten zum Opfer. Kommt es zu einem solchen Fall, so wird der Tierhalter aus einem Fonds entschädigt, der von Verbänden aus der AG Luchs und Wolf gespeist wird.

Weitere Informationen zu Luchsen finden Sie im Internet unter:

 

—— Meldung vom 9. September 2015 ———————-

Besenderter Luchs Friedl wandert 200 Kilometer wandert über die Alb

Vor fünf Monaten war ein zugewanderter Luchs im Mittleren Schwarzwald aufgetaucht. Expertinnen und Experten des Landes hatten das Luchsmännchen mit einem Halsbandsender ausstatten können.Das Tier mit dem wissenschaftlichen Namen B415 hat den Namen Friedl bekommen. Nach längerem Aufenthalt im Schwarzwald hat sich Friedl in den letzten drei Wochen über weite Strecken bewegt, wie die SMS-Nachrichten zeigen, die regelmäßig seinen Aufenthaltsort übermitteln.

„Die bisherigen Daten zeigen, dass der Luchs sich vom Mittleren Schwarzwald bis nach Ulm und von dort aus weiter Richtung Stuttgart bewegt hat. Das zeigt uns, wo sich Wildtiere in unserer Landschaft gut bewegen können und wo sie auf Barrieren treffen. Autobahnen sind beispielsweise für viele Tiere ein unüberwindbares Hindernis. Die Daten aus dem Luchsmonitoring leisten einen wertvollen Beitrag, um die Durchlässigkeit der Landschaft für Wildtiere besser zu verstehen – und verbessern zu können, beispielsweise durch Grünbrücken über große Straßen. Grünbrücken schützen auch Autofahrer vor gefährlichen Zusammenstößen mit Wildtieren. Wir können hier wertvolle Erkenntnisse sammeln, die so in keinem Lehrbuch stehen. Das ist nur möglich, weil sich streng geschützte Wildtierarten wieder bei uns heimisch fühlen“, sagte Naturschutzminister Alexander Bonde am Mittwoch (9. September) in Stuttgart.

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Ein Ziel der Besenderung ist es, die Gewohnheiten dieser scheuen Tiere zu erforschen. „Wir wollen feststellen, ob Luchse länger bei uns bleiben oder weiterziehen, und welche Wege sie dabei nutzen“, erklärte der Wildtierexperte Micha Herdtfelder von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg. Nach der Besenderung durchstreifte der Luchs zunächst den Mittleren Schwarzwald und nutzte dabei regelmäßig eine Fläche von über 200 Quadratkilometern. Danach begab er sich auf weite Wanderschaft nach Osten. Nachdem der Luchs die A81 vermutlich unter der Neckartalbrücke querte und auf die Schwäbische Alb zog, war er am 3. September schließlich vor den Toren Ulms angelangt. „In Ulm stand Friedl vor der ersten wirklich großen geschlossenen Siedlung auf seiner Wanderung, kehrte um und zog anschließend in nordwestlicher Richtung entlang der Autobahn A8 bis Weilheim unter Teck – dem bisher letzten Peilpunkt“, sagte Herdtfelder. Es sei nicht erstaunlich, dass das Tier nach vier Monaten im Schwarzwald weitergewandert sei. „Luchse sind zwar Einzelgänger, sie suchen aber doch die Nähe von Artgenossen des anderen Geschlechts“, erklärt Herdtfelder. Da die weiblichen Tiere aus dem Schweizer Jura jedoch in ihrem Ausbreitungsverhalten deutlich zurückhaltender als die Männchen sind, wurde schon mehrfach beobachtet, dass männliche Tiere nach einer gewissen Zeit weiterziehen. Da die heimlichen Tiere dabei kaum gesehen werden, konnte dabei allerdings nur sehr selten der Weg der Tiere nachvollzogen werden. „Wir verfolgen die Bewegungen des Luchses sehr gespannt und hoffen, dass er weiterhin so geschickt die Straßen quert wie bisher und noch lange seine Daten an uns senden wird“, so Herdtfelder. Bis April 2016 soll der Sender noch Daten schicken, bevor sich das Halsband automatisch löst und Friedl wieder unbeobachtet seiner Wege ziehen wird.

Zuvor waren im letzten Winter drei Luchse im Schwarzwald nachgewiesen worden, von denen zwei sicher aus dem Schweizer Jura zugewandert waren. Dabei handelte es sich stets um Einzeltiere, es gibt derzeit keine stabile Luchspopulation im Schwarzwald.

Historisch interessant ist, dass Friedl bei seinen Wanderungen auch nah an dem Ort vorbei gekommen ist, wo – unweit der Burgruine Reußenstein – im Jahr 1846 der letzte in Württemberg aufgetauchte Vorfahr erlegt wurde.

 

Sphäre-Wissen:

Die aufgezeichneten Wanderungen von Friedl können der beigefügten Karte entnommen werden. Durchgängig eingefärbt sind Aufenthaltsgebiete und Wanderwege des Luchses. Die Punkte südlich des Oberrheins sind im letzten Sommer nachweislich von B415 aufgesucht worden. Der Weg von der Schweiz bis in den Mittleren Schwarzwald ist nicht bekannt.

Luchse erreichen die Größe eines Schäferhundes, haben einen kurzen Schwanz und charakteristische Ohrpinsel. In ihrem Streifgebiet von bis zu 300 Quadratkilometer erbeuten sie hauptsächlich Rehe und Gämsen, gelegentlich auch Füchse und andere Säugetiere. Übergriffe auf Nutztiere werden durch private Verbände entschädigt. Dem Menschen gegenüber zeigt sich der Luchs äußerst selten. Kommt es zu einer Begegnung, so zieht sich der Luchs schnell zurück. Hinweise auf Luchse nimmt die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg jederzeit unter der Nummer 0761/4018-274 entgegen.

 

—— Meldung vom 21. März 2013 ———————-

Erste Luchs-Sichtung in Baden-Württemberg seit 2007

  • Naturschutzminister Alexander Bonde: „Der Nachweis des streng geschützten Luchses im Südschwarzwald ist eine erfreuliche Nachricht zum Tag des Waldes“

„Ein Autofahrer hat Mitte März im östlichen Südschwarzwald einen Luchs gesehen und fotografiert. Unsere Fachleute haben die Bilder geprüft und eindeutig einen in Freiheit lebenden Luchs bestätigt. Wir haben damitseit sechs Jahren den ersten sicheren Nachweis für diese streng geschützte und scheue Katzenart in Baden-Württemberg. Diese erfreuliche Nachricht zeigt, dass der Wald auch für seltene Wildtiere wieder zur Heimat wird. Dazu trägt nicht nur die zunehmend an der Natur orientierte Waldbewirtschaftung bei, die geeignete Lebensräume für eine breite Artenvielfalt schafft und erhält. Mit dem Generalwildwegeplan und mit einer angepassten Waldwirtschaft verfolgen wir unter anderem das Ziel, dem Luchs großräumige Wanderbewegungen zu ermöglichen“, sagte Naturschutzminister Alexander Bonde am Mittwoch (20. März) in Stuttgart im Vorfeld zum Tag des Waldes am 21. März.

  Foto: FVA Freiburg/AG Luchs

Spurensuche geht weiter – aber vorsichtig

Die Luchsmeldung wurde in das landesweite Monitoring der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) aufgenommen. Über die Herkunft des aktuell nachgewiesenen Luchses gibt es bislang keine Informationen. „Unsere Expertinnen und Experten versuchen nun in aller gebotenen Vorsicht weitere Spuren des Luchses zu finden – beispielsweise Haare, die eine DNA-Analyse ermöglichen“, so Bonde. Die FVA sei dazu in enger Zusammenarbeit mit den Wildtierbeauftragten und der Jägerschaft vor Ort. Über DNA-Proben könne ermittelt werden, ob es sich um die Zuwanderung eines Tieres aus den schweizerischen Populationen, dem Bayerischen Wald oder aus den Vogesen handelt. Da Luchse in kurzer Zeit große Distanzen zurücklegen könnten, sei eine Zuwanderung aus allen diesen Regionen möglich. „Um diese Fragen beantworten zu können, ist es besonders wichtig, dass alle Spuren gemeldet werden. Genauso wichtig ist, dass der Luchs dabei nicht selbst zum Gejagten wird. Deswegen bitte ich Waldbesucher um Zurückhaltung“, sagte Bonde. Alle an die FVA gemeldeten Beobachtungen würden dort bewertet und mit Vertretern der Arbeitsgemeinschaft Luchs abgestimmt.

„Zugewanderte Luchse sind uns jederzeit willkommen. Deswegen übernimmt der Landesjagdverband gerne die Patenschaft für den Neuankömmling“, sagte Landesjägermeister Dr. Dieter Deuschle. Der Landesjagdverband bittet seine Mitglieder um die schnelle Meldung von Fährten, Rissen oder Sichtungen an die FVA. „Der Luchs ist ein Ureinwohner unseres Landes und gehört zum Schwarzwald wie Feldberg und Hornisgrinde. Wir freuen uns, dass zumindest einzelne Tiere wieder durch unsere Wälder streifen und auf ihren angestammten Platz in der Natur zurückkehren“, zeigte sich der Vorsitzende des Naturschutzbundes Baden-Württemberg, Dr. Andre Baumann, erfreut. Peter Willmann, Vorstand der Luchs-Initiative Baden-Württemberg, ergänzte: „Baden-Württemberg bietet für den Luchs ideale Voraussetzungen. Nun liegt es an uns, ihm seinen Platz in der Natur zuzugestehen und seine Rückkehr zu ermöglichen.“

Sphäre-Wissen – der Luchs genießt besonderen Schutz:

Die Arbeitsgemeinschaft Luchs besteht bereits seit 2004 und behandelt alle Fragen rund um den Luchs in Baden-Württemberg. In dieser Arbeitsgruppe sind neben der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt eine Vielzahl von Organisationen und Institutionen aus den Bereichen Naturschutz, Jagd und Landwirtschaft vertreten.

Weitere Hinweise auf Luchse aus der Bevölkerung oder der Jägerschaft nimmt die FVA jederzeit unter der Nummer 0761/4018-274 entgegen.

 Der Luchs (Lynx lynx) genießt als nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders streng geschützte Tierart und durch ganzjährige Schonung nach dem Jagdgesetz einen doppelten Schutz.

 Luchse erreichen die Größe eines Schäferhundes, haben einen kurzen Schwanz und charakteristische Ohrpinsel. In ihrem Streifgebiet von bis zu 300 Quadratkilometer erbeuten sie hauptsächlich Rehe und Gämsen, gelegentlich auch Füchse und andere Säugetiere. Übergriffe auf Nutztiere werden durch private Verbände entschädigt. Dem Menschen gegenüber zeigt sich der Luchs äußerst selten. Kommt es zu einer Begegnung, so zieht sich der Luchs schnell zurück.

Weitere Informationen zum Luchs finden sich auf der Homepage der Arbeitsgruppe Luchs unter www.ag-luchs.de. Außerdem informieren die Stadt Baden-Baden, der Naturpark Schwarzwald Mitte-Nord und der NABU auf dem Luchspfad Baden-Baden über den Luchs: www.luchspfad-baden-baden.de.

Hinweis der Redaktion: Der genaue Fundort wird nicht bekannt gegeben, um einen Ansturm von Besuchern zu vermeiden, die das Tier vertreiben könnten.

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