Münsingen-Hundersingen

Sage von Hohen-Hundersingen

Unter den Ruinen des Lautertals hat das altertümlichste Aussehen wohl die, welche auf einem steilen Berge über dem Dorfe Hundersingen sich erhebt und von dem Landvolke in jener Gegend „Hohenhundersingen“ genannt wird. Diese Burg war ehedem, wie wohl alle andern in der Nachbarschaft, von Raubrittern bewohnt. Der letzte der Herren von Hohenhundersingen war, wie man mir erzählte, ein gar trotziger und wilder Wegelagerer und behandelte seine Umgebung und besonders seine Dienerschaft grausam. Einst wurde einer seiner Knechte wegen eines ganz geringen Vergehens mit der äußersten Härte bestraft, wofür er aber sich zu rächen beschloss. Denn als einst der Kaiser (wahrscheinlich Rudolph von Habsburg) den Übermut des schwäbischen Adels züchtigte, hörte er von einem Herrn von Hundersingen, dass er die Straßen unsicher mache und die Vorüberreisenden beraube. Alsbald gab er einem sehr tapfern Hauptmann den Befehl, diesen Ritter gefangen zu nehmen. Aber dessen Burg war sehr fest und mit Verteidigern und Lebensmitteln wohl versehen, so dass der kaiserliche Hauptmann sie schwerlich eingenommen haben würde, hätte nicht jener Knecht nachts ihm und seiner ganzen Mannschaft über die Mauer geholfen. In dem Blutbade, das jetzt entstand, brachte jener Knecht dem Herrn von Hundersingen mehrere Wunden bei, an denen dieser bald starb. Aber die Strafe für seine Verräterei ereilte den Knecht gar bald, denn als er, von dem kaiserlichen Hauptmann reichlich belohnt, sich außer Lands begeben wollte, wurde er von den Untertanen des gemordeten Ritters, die dem Gemetzel entgangen waren, erschlagen. Sein Geist hat noch jetzt im Grabe keine Ruhe, denn allnächtlich erblickt man ihn in den Trümmern der Burg.

Aus: Sagen aus Württemberg. Unveröffentlichte Sammlungen 1816-1860, Wolfram Haderthauer (2001)

Zusammengestellt von: Steffen Dirschka, Stadtarchivar Münsingen

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