Das Irrlicht vom Schopflocher Hochmoor
Das Irrlicht vom Schopflocher Hochmoor
Eines Abends vor vielen Jahren klopfte es an die Tür des Torfhauses bei Schopfloch. Die Bäuerin öffnete und ließ einen Wanderer herein. Weil der Mann hungrig und müde war, bot ihm die Frau zu essen und ein Nachtlager. Das bescheidene Mahl nahm er gern zu sich, aber über Nacht bleiben wollte er nicht, denn seine Familie erwartete ihn unten im Tal. Als der Bauer hörte, dass der Fremde in der Nacht weiterziehen wollte, warnte er und sagte, böse Geister gingen um im Moor und er selbst würde es nicht wagen, in die Finsternis hinauszugehen.
Doch der Wanderer stand wortlos auf, griff nach Sack und Hut, dankte für das Essen und schritt hinaus in die Dunkelheit. Unter seinen Füßen gluckste das Wasser, ein Käuzchen rief, und Fledermäuse huschten wie dunkle Schatten über das bleiche Riedgras. Zuerst schien der Mond und wies ihm den Weg, der quer übers Moor führte. Aber dann zog eine Wolkenwand auf, und es wurde stockfinster. Schon glaubte der Wanderer vom Pfad abgekommen zu sein, da erblickte er vor sich ein Licht, das lustig hin und her schwang. Ich bin nicht allein, andere sind auch noch unterwegs, dachte er, fasste neuen Mut und schritt auf den Lichtschein zu.
Plötzlich gab der Boden unter seinen Füßen nach. Er schrie auf und schlug wie wild um sich, fand aber nirgends Halt. Langsam, ganz langsam verschwand er im Moor, bis schließlich sein verzweifeltes Rufen verstummte und das Wasser gurgelnd über ihm zusammenfloss. Dann war es wieder still. Das Irrlicht hatte den Wanderer in den Tod geführt. Seine Familie aber wartete noch lange verzweifelt auf die Rückkehr des Vater.
Zur Verfügung gestellt vom Albengel am Schopflocher Moor, besser als Otto-Hoffmeisterhaus bekannt