Weilheim

Der Drache auf der Limburg

 

Der Drache auf der Limburg

In uralter Zeit hauste in einem Felsenloch auf der Limburg ein riesiger Drache. Sein Körper war von Schuppen bedeckt, an den Füßen trug er lange, scharfe Krallen. Aus den Nüstern konnte er Feuer und Schwefel sprühen, so dass jeder verbrannte und erstickte, der ihm nahe kam. Wehe aber, wer von seinen scharfen Zähnen gepackt und zerrissen wurde!

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Und seine Gier war unersättlich. Wenn er seine Felsenhöhle verließ, bebte die Erde. Dann wussten die Menschen: Der Drache sucht sich wieder ein Opfer. Sie verriegelten die Türen, verkrochen sich in die Keller, flüchteten in die Wälder. Aber der Drache fand sie doch. Jeden Tag waren Opfer zu beklagen, da ein Kind, das vom Spielen nicht mehr zurückkehrte, dort ein alter Mann, der nicht schnell genug fliehen konnte. Fast in jeder Familie der umliegenden Orte, vor allem in Weilheim aber weinte und trauerte man um Angehörige, die man verloren hatte.
Die dauernde Todesgefahr zermürbte die Menschen. Sie trauten sich nicht mehr, ihre Häuser zu verlassen. Manche packten Hab und Gut zusammen und zogen fort, weit weg von der Limburg, dahin, wo man vor dem Drachen sicher war. Die Felder verwüsteten, das Vieh verdarb, und zu der Todesangst kam bitterer Hunger.
Auch der Kaiser hörte vom Unglück der Menschen, aber keiner seiner Ritter wagte es, dem Untier entgegenzutreten. Da befahl er, man möge dem Drachen jeden Tag zwei Menschen zum Opfer bringen, den einen des Morgens, den anderen des Abends. Durch das Los sollten die Unglücklichen bestimmt werden.
Nun blieb das Untier in seinem Versteck, und man konnte ohne Sorge wieder die Felder bebauen. Im ganzen Land aber zitterten die Menschen jeden Abend, wenn jemand an ihre Tür pochte, denn vielleicht waren es die Boten des Kaisers, die holten, wen das Los als Opfer für den nächsten Tag bestimmt hatte.
Das Gesetz war streng, und ob reich oder arm, jung oder alt, wessen Name gezogen wurde, der musste hinauf auf die Limburg.
Eines Tages geschah es, dass des Kaisers Tochter selbst an der Reihe war. Und wenn auch ihr Vater die größte Macht im Reiche hatte – er konnte ihr nicht helfen. Da kehrte große Trauer im Land ein. Voll Schmerz und Bitterkeit sahen die Menschen den Wagen durch die Straßen ziehen, der das Mädchen zur Limburg brachte. Es sah wunderschön aus. Man hatte es in ein weißes Gewand gehüllt. Sein Gesicht war bleich, seine Augen verweint, aber gefasst blickte es dem Tot entgegen, und auf recht schritt es den Pfad hinauf zur Felsenhöhle.
Alles war wie gelähmt; die Vögel hatten aufgehört zu singen, der Wind erstarb, und sogar das Plätschern des Bächleins verstummte. Plötzlich wurde Hufschlag laut. Auf einem Schimmel kam ein Ritter dahergesprengt, wie man noch keinen gesehen hatte. Seine silberne Rüstung glänzte im Sonnenlicht. In der Rechten schwang er eine Lanze, deren Spitze golden schimmerte. Rasch trieb er sein Pferd bergan.
Da bebte die Erde. Der Drache hatte seine Höhle verlassen und erwartete das Opfer. Aber diesmal war es kein von Todesangst gepeinigtes Menschlein, das ihm entgegentrat, sondern ein tapferer Kämpfer. Und nun begann ein erbitterter Streit.
Der Ritter sprang vom Pferd und suchte hinter seinem Schild Schutz vor dem alles versengenden Feueratem des Tieres. Geschickt wich er den wütenden Hieben der Tatzen aus.
Lange währte der Kampf, doch allmählich wurden die Bewegungen des Drachen langsamer. Da plötzlich sprang der Ritter blitzschnell vor und stieß seine Lanze ins Herz des Untiers. Ein breiter Strom von Blut brach aus dem mächtigen Körper, der sich noch einmal aufbäumte und dann niederstürzte.
Welch ein Jubel brach aus! Die Menschen umarmten sich und weinten vor Freude, denn sie waren von Angst und Not erlöst. Als aber die Tochter des Kaisers ihrem Retter danken wollte, war er verschwunden. Still und unbemerkt hatte er sich auf sein Pferd geschwungen und war davongeritten.
Die einen sagen, der fremde Ritter sei der heilige Georg gewesen, andere meinen, der Erzengel Michael selbst habe den Drachen besiegt, und ihm zu Dank und Ehren bauten die Menschen auf dem Gipfel der Limburg eine Kapelle.

 

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