Keine Angst vor Wölfen

Baden-Württemberg hat ein Herz für den Wolf

NABU legt Umfrageergebnisse zum Tag des Wolfes am 30. April vor. Großes Interesse und Akzeptanz in der Bevölkerung.

Den Tag des Wolfes am 30. April nimmt der NABU Baden-Württemberg zum Anlass, die Ergebnisse einer bundesweiten Studie zur Akzeptanz des Wolfes für den Südwesten vorzustellen. „Die große Mehrheit der Badener und Schwaben ist offenbar sehr naturverbunden und hat ein Herz für den Wolf. 74 Prozent finden es erfreulich, dass der Wolf in den Südwesten zurückkehrt“, fasst der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle zusammen.

  • Wölfe gehören genauso wie Füchse, Rehe oder Biber in unsere Landschaft und sollten hier leben können, auch falls dies Probleme verursacht – das sagen sogar 76 Prozent der Befragten im Land.
  • 53 Prozent verbinden mit dem Wolf positive Gefühle, nur zwölf Prozent negative.

In den bundesweiten Zahlen gibt es bei der hohen Zustimmung zum Wolf keinen Unterschied zwischen Stadt- und Landbevölkerung. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag des NABU zum Tag des Wolfes.

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Die Ergebnisse sind nahezu identisch mit denen der Umfrage 2015 mit gleicher Fragestellung. „Die Baden-Württemberger stehen der Rückkehr des Wolfes nach wie vor positiv gegenüber – trotz einiger Wolfsrisse im Land und der Panikmache einiger Landespolitiker“, sagt Enssle. „Das freut uns, denn es zeigt: Viele Menschen fühlen sich diesem beeindruckenden Tier verbunden. Wir müssen schlicht wieder lernen mit dem Wolf zu leben. Dazu sind Information und Aufklärung nötig, aber auch die finanzielle Unterstützung und Beratung für Nutztierhalterinnen und -halter beim Herdenschutz.“

Der europaweit streng geschützte Wolf lebt seit 18 Jahren wieder in einigen Teilen Deutschlands. Von Osten her breitet er sich in den letzten Jahren weiter aus und ist inzwischen auch in Niedersachsen und Schleswig-Holstein wieder heimisch. Insgesamt 60 Wolfsrudel, 16 Paare und zwei territoriale Einzeltiere zählt das bundesweite Wolfsmonitoring für das aktuelle Jahr. Vereinzelt sind in den letzten Jahren auch Wölfe durch Baden-Württemberg gestreift. Davor kannten auch die Baden-Württemberger den Wolf rund 150 Jahre lang nur aus Büchern. „Leider schwirrt immer noch die Märchendarstellung des Wolfs als aggressiver, hinterhältiger Übeltäter herum, der die sieben Geißlein und Kinder wie das Rotkäppchen frisst“, so der NABU-Landeschef. „Das ist durchaus nachvollziehbar, denn die Märchen der Gebrüder Grimm haben sich tief in unsere Seele eingebrannt.“ Das zeigt auch die Umfrage, bei der 28 Prozent der Befragten aus Baden-Württemberg angaben, dass sie Angst hätten, in einem Gebiet mit Wolfsvorkommen in den Wald zu gehen. „Zum Glück hat das Wolfsbild der Gebrüder Grimm nichts mit unserer heutigen Realität zu tun“, betont Enssle. Dennoch sei es wichtig, die Sorgen und Ängste der Menschen ernst zu nehmen und entsprechende Aufklärungsarbeit zu leisten.

Eine klare Absage erteilt der NABU Forderungen, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. „Der Wolf ist durch internationales und nationales Recht geschützt“, stellt Enssle klar. Dies bekräftigte auch die EU-Kommission kürzlich erneut, der strenge Schutzstatus solle nicht gelockert werden. „Obwohl sich im Südwesten noch kein einziger Wolf angesiedelt hat, rufen einige fast schon reflexhaft nach Pulver und Blei. Klar ist: Baden-Württemberg ist auch jetzt schon gut vorbereitet, um im Umgang mit Wölfen, die auffälliges Verhalten zeigen, zurechtzukommen. Dazu braucht es keine Aufnahme ins Jagdgesetz“, ergänzt NABU-Artenschutzreferentin Felicitas Rechtenwald.

Statt mit Scheindebatten die Öffentlichkeit zu verunsichern, sollten Kritiker und Kritikerinnen helfen, wirksame Maßnahmen zum Herdenschutz voranzubringen. Im Südwesten werden Landesschafzuchtverband und NABU in Kürze ein zweites, vom Umweltministerium gefördertes Projekt zum Herdenschutz beginnen. „Funktionierender Herdenschutz ist wichtig, nicht nur für Weidetierhalterinnen und -halter, sondern auch für den Wolf. Wenn Wölfe lernen, dass Schafe und Ziegen keine leichte Beute sind, halten sie sich von ihnen fern“, weiß Rechtenwald.

 

Zur forsa-Umfrage:

Die Befragung wurde im Auftrag des NABU von der forsa Politik- und Sozialforschung GmbH durchgeführt. Hierzu wurden im Zeitraum vom 23. Februar bis zum 4. März 2018 mittels des bevölkerungsrepräsentativen Befragungspanels forsa.omninet 2.009 Bundesbürger/-innen ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse weisen eine Fehlertoleranz von ± 2,5 Prozent auf.

Die Umfrage-Ergebnisse im Detail: www.NABU.de/wolfsumfrage-2018

Weitere Infos zum Wolf unter www.NABU-BW.de/wolf

 

Die Ergebnisse für Baden-Württemberg in der Übersicht:

  • 74 % der Befragten finden es erfreulich, dass der Wolf wieder unsere Landschaft bereichert. 76 % sind der Meinung, dass Wölfe genauso wie z. B. Füchse, Rehe oder Biber in unsere Landschaft gehören.
  • 76 % meinen zudem, Wölfe sollten in Deutschland leben können, auch falls es teilweise zu Problemen kommt.
  • 74 % sind der Auffassung, dass die von Wölfen ausgehenden Risiken in den Medien übertrieben dargestellt werden.
  • Zwei Drittel (65 %) teilen die Einschätzung, dass einzelne Wölfe, die Probleme verursachen, notfalls getötet werden müssen.
  • 28 % sagen aber auch, dass sie in einem Gebiet mit Wolfsvorkommen Angst hätten, in den Wald zu gehen.

 

Zum Tag des Wolfes:

Der NABU hat den Tag des Wolfes 2013 ins Leben gerufen, um über die Tiere zu informieren und Bedenken zu begegnen. Seitdem finden an diesem Datum zahlreiche Veranstaltungen in ganz Deutschland und Baden-Württemberg statt. Das Datum wurde so gewählt, da am 30. April das jährliche Monitoring abgeschlossen wird. Die Wolfwelpen verlassen meist Ende April erstmals ihre Höhle und werden dann auch offiziell gezählt.

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