Ortsportrait Hütten – fast vergessen

Hütten

Gemeinschaft macht stark und eine traumhafte Umgebung wohl glücklich. Wie sonst hätte sich das 400-Seelen-Dörflein zu einem touristisch-kulturellen Mittelpunkt mausern können?

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Glückliche Menschen erkennt man an ihrer Toleranz und einem ausgeprägten Gemeinschaftssinn. Und der sei in Hütten fast ein Markenzeichen, schwärmt Ortsvorsteher Stefan Tress. Als Indiz dafür lobt er aktuell die auch auf der Alb nicht ganz selbstverständliche Hilfsbereitschaft gegenüber Mitmenschen aus anderen Ländern und Kontinenten.

Hüttens fünf Flüchtlinge aber fühlen sich sehr wohl. „Can I help you?“, die Gastfreundschaft der Bürger des 400-Seelen-Dörfleins ermöglicht auch schon mal eine Gratis-Autofahrt für die fünf Asylbewerber aus Gambia zum Beispiel aufs Amt, um sie bei den beschwerlichen Befragungen zu unterstützen. „Das macht mich richtig stolz“, gesteht Tress.

Ebenso wie ihn das rege Vereins­leben freut: Gesangverein, Sportverein, Schwäbische Alb-Verein, Heimatverein und nun bereichert der 2012 gegründete Biosphären­infozentrumsverein das kulturelle Angebot eines Ortes mit nur 400 Einwohnern.

Der Zusammenhalt liegt vielleicht am schweren Los im Mittelalter begründet: 2016 feiert diese Albgemeinde ihr 800-jähriges Bestehen. Alte Urkunden haben erstmals drei Gebäude hier unten im Schmiechtal erwähnt. Damals hieß die Siedlung in dieser idyllischen Talspinne noch Studach. Sie gehörte den feinen Herren der Burg Hohenjustingen.

Erst nach den Napoleonkriegen kam die Gegend von Vorderösterreich zu Württemberg. 1834 kaufte der damalige Schultheiß Koch das verfallene Schloß – die Hüttener hatten sich so von ihren Lehnsherren befreit. „Unten wohnten also die Armen in Hütten. Vielleicht kommt daher der Name?“, vermutet Tress. Oben auf der Alb logierten die Herren in einer Burg und später sogar im Schloss.

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Bärentalhöhle: Am Ausgang des wildromantischen Bärentals liegt eine Höhle. 28 Meter sind frei zugänglich, weitere 100 Meter nur mit fachkundiger Führung.

Hütten selbst blinzelte erst 1901 in das Licht der großen weiten Welt mit dem Bau der Bahnlinie von Schelklingen nach Münsingen. Dies war ein Privileg. Nicht nur, weil die Hüttener nun von ihrer Haustür weg über das Schienennetz der Dampfkolosse ausschwärmen konnten. Viel­mehr bescherte der Bahnhof dem Dorf Arbeit und gewissen Wohlstand. Als Umschlagplatz für Güterverkehr zog das Dörflein nun alle Fuhrwerke des Umlandes an. Neue Hauptverkehrslinien entstanden, heute noch als sogenannte Bahnhofswege bekannt. Heute allerdings verkehren die Schienenfahrzeuge meist, um Ausflügler in teils historischen Eisenbahnen auf die Alb zu befördern. So mehrte das Bähnle „Ulmer Spatz“ all sonntäglich das Interesse am neuen Biosphären­infozentrum – letztes Jahr besuchten 1500 Ausflügler die Ausstellung zu den Themen kulturelle Wiege der Menschheit, die Schwäbische Alb-Bahn, die erste Albwasserversorgung und das artenreiche Sumpfgebiet Schmiechener See. Schautafeln sowie Hör- und Filmbeiträge vermitteln das Leben in der Höhe und drunten im Tal, wo ein besonderer Ort seine Bewohner beflügelt. Gerne scherzen sie: Hütten sei das älteste Dorf. Warum? Biblische Antwort: Herr, hier ist gut sein, … hier lasst uns Hütten bauen.“ (Matthäus 17, Vers 5).


Fakten kompakt

Hütten – Teilort von Schelklingen

Wandern / Ausflug

  • Etappenort der Fernrouten HW2/HW5/HW7
  • Bärental mit Bärentalhöhle
  • Wunderschöner Höhenweg über eine Wacholderheide nach Gundershofen
  • Historischer Eisenbahn- und Dampflokverkehr

Einkehren / Übernachten

  • Zum Bären, Zum Mooren
  • 2 Ferienwohnungen mit 5 und 3 Betten

Veranstaltungen

  • Dorfhockete: immer erstes August-wochenende
  • Sehenswert
  • Biosphäreninformationszentrum
  • Sonn- und Feiertag 10 – 16 Uhr (Apr. – Ende Okt.)
  • Dorfhaus-Museum öffnet auf Anmeldung (April – Ende Oktober)
  • Ruine Hohenjustingen Grundmauern und restaurierte Kellergewölbe; ganzjährig zugänglich

 

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Dorfhaus Hütten: Das Gebäude wurde um 1700 als Lehenhof der Herrschaft Justingen gebaut. Es beherbergt heute ein kleines Museum mit einer Wagnerwerkstatt, Schmiedewerkstatt, einer Bürs­tenmacherei und thematisiert den Bau der Bahnlinie.

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Wasserwege: Das Rad der Schlossmühle aus dem Jahre 1911 in Talstreußlingen bewegt sich noch, ebenso die historische Pumpstation von 1871 in Teuringshofen.


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Printausgabe: Sphäre 2/2015, Seite 16-17


 

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