Neue Wege

Tourismus: Wegekonzept für ehemaligen Truppenübungsplatz vorgestellt

Truppenübungsplatz Münsingen

Münsingen: 52 Prozent der Besucher des ehemaligen Truppenübungsplatzes sind enttäuscht. Dies ergab eine Umfrage der EAM (Mieter der Ringstraße), die als Grundlage für die Ausarbeitung des Besucherlenkungskonzepts diente. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben beauftragte ein badisches Unternehmen (ILN Institut für Landschaft und Naturschutz), die bestehenden Wege und die Infrastruktur auf dem Platz unter die Lupe zu nehmen und zu entwickeln.

Wenig einladend: Die Konzeptioner empfehlen, die nötigen Verbote dezenter und freundlicher zu formulieren.

„Langweilig, nichts aus der Militärzeit zu sehen“, „im Lautertal ist es schöner“, so zogen 38,6 Prozent ihr Fazit, 15,7 Prozent gar wollen nicht wiederkommen. Dies liegt einerseits an fehlender Sensibilisierung der Individualtouris für dieses einmalige Landschaftsbild, andererseits an der für Fußgänger doch sehr langatmigen Asphaltpisten. Denn: Die interessantesten Wege sind wegen der Munitionsgefahr gesperrt oder dürfen nur in Begleitung mit sogenannten Trüp-Guides erlebt werden. Das Konzept sieht keine Öffnung weiterer attraktiver Wege vor, genauso wie die gewünschte Anbindung von Bad Urach (Seeburg über Uhenfels) und Heroldstatt nicht Thema der Konzeption waren.

Die Gäste dieser Naturführer hingegen sind mit 99 Prozent angetan vom Platz – dieses positive Votum ist ein Verdienst der engagierten Erläuterungen. Konzeptioner Michael Hug von der ILN zieht daraus den Schluss: Wir müssen an den Eingängen unaufdringliche aber informative Tafeln erarbeiten. Eine Art Typischen nach Farben sortiert mit den Themen Natur-/Kulturgeschichte, Militär und biologische Vielfalt. Auf dem Platz sollen gar abseits der Wege befindliche Sehenswürdigkeiten, wie das gepanzerte Maschinenhaus oder der Kalkofen zugänglich werden. Mehr als Vespertische mit kleinen Spielgeräten für Kinder bei den derzeit aufgestellten Dixie-Toiletten allerdings will man auf dem Platz nicht installieren. Grillplätze fürs gemütliche Erlebnisvesper als attraktives Wanderziel soll außerhalb der Platzgrenzen entstehen, so sieht es das Konzept vor, dass unter Beteiligung verschiedener Interessen- und Naturschutzgruppen entstanden ist.

Lange Wege, viel Asphalt – dies hat sich schnell herumgesprochen. Die Folge: 54 Prozent der Besucher radeln über den Platz, 46 Prozent wandern. Dies nahmen die Konzeptioner zum Anlass, kleine Wanderrouten in Parkplatznähe Trailfingen, Zainingen, Feldstetten und Heroldstatt auszuarbeiten. Das Platzinnere soll nach dem Motto „Leise auf Rädern“ erschlossen werden. Inliner und Radler wissen schon heute die Ruhe und Weitläufigkeit des Truppenübungsplatzes zu schätzen.


Busfahrten auf dem Truppenübungsplatz

Keine autofreie Zone: Zahlreiche Besucher konsumieren den ehemaligen Truppenübungsplatz hinter der Windschutzscheibe eines Omnibusses.

Allerdings schätzt auch die motorisierte Fraktion zunehmend den Truppenübungsplatz. Von den stolzen 21.500 Besuchern, die die Trüp-Guides in 787 Touren über den Platz geleiteten, bewegte sich die Mehrzahl via Omnibus durch die schöne unberührte Natur des alten Truppenübungsplatzes – Tendenz steigend. Im Jahre 2007 transportierten 39 Prozent der Touren die Besucher per Bus über den Platz, 2008 gar schon 50 Prozent.

Obwohl diese forcierte Motorisierung sehr ungewöhnlich ist für ein Naturpark-ähnliches Gebiet, sieht das Konzept und die Lenkung keine Beschränkung dieser Fahrten vor. Pferdekutschen hingegen sind derzeit nicht erlaubt.

Der Ausbau der Infrastruktur gliedert sich hierarchisch in zwei Ebenen (siehe unten). Es soll acht Informationsstellen geben mit einer Infotafel (Ausbaukosten rund 1500 Euro) und elf sogenannte Erlebnisplattformen (Kosten bis zu 27.000 Euro).

Informationsstellen
• I 1: Schießbahn 12 – Schießbetrieb, Schießbahnen, was ist hier passiert?
• I 2: Turm Hursch – Höchster Beobachtungsturm des TRÜP, Funktion, Aussicht
• I 3: Römerstraße – Verlauf, römische Geschichte auf der Alb, Funde
• I 4: Hügelgräber – Entstehungsgeschichte Aufbau, Funde und Ausgrabungen
• I 5: Doline – Boden, Wasserknappheit, Entstehung, Hinweis Geopark
• I 6: Wald & Forstwirtschaft – Holznutzung auf dem TRÜP, Kernzonen mit Nutzungsverzicht
• I 7: Kriegsgräber – Geschichte, wer ist hier begraben? Unterhaltung und Pflege
• I 8: Panzerplatte Trailfingen – Zentrale Info zum Platz, v. a. militärische Nutzung

Erlebnisplattformen
• E1: Gruorn – Ein Dorf und seine Geschichte
• E2: Maschinenhaus – Vom Übungsbetrieb auf dem TRÜP – ein Maschinist erzählt
• E3: Vogelbeobachtung – Wo der Rotmilan kreist
• E4: Schorrstallhof – Landwirtschaft auf der Alb anno 1890
• E5: Huteweide Wildenlauh – Nutztiere im Dienst der Landschaftspflege
• E6: Turm Waldgreut – Schießbahn 1 – hier wurde scharf geschossen
• E7: Turm Heroldstatt – Tiere und Pflanzen entdecken
• E8: Doline Schottenstein – Wo die Erde einstürzt
• E9: Kalkofen – Aus der Arbeit der Kalkbrenner – vom Kalkstein zum Branntkalk
• E10: Turm Sternenberg – Oase der Stille – für Sternengucker und Leisetreter
• E11: Gänsewag: Truppenübungsplatz Münsingen: Wo alles begann


SPHÄRE-WISSEN

Das Konzept (Kurzfassung)

Aufgabe
Der ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen wurde Ende 2005 von der Bundeswehr aufgegeben und in die Verwaltung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) übergeben. Das Gelände ist seit 13. April 2006 auf einem freigegeben Wegenetz für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Wegeangebot wurde zum 15. März 2007 behutsam ergänzt und komplettiert. Für Besucher sind damit ca. 45 Weg-Kilometer frei begehbar. Darüber hinaus
bieten die geschulten Münsinger TrÜP-Guides Führungen durch das Gelände an. Attraktive Ziele für Besucher sind zudem vier ehemalige Beobachtungstürme, das Militärmuseum im Alten Lager und vor allem das ehemalige Dorf Gruorn.
Das bislang bestehende touristische und pädagogische Angebot hat sich aus verschiedenen Einzelinitiativen ergeben und bedarf nach Ansicht aller Beteiligten einer nachhaltigen Weiterentwicklung und Optimierung, um zum einen die Einzigartigkeit der Landschaft und ihre wechselvolle Geschichte zu vermitteln und dabei andererseits aber auch die naturschutz-, denkmalschutz- und sicherheitsrelevanten Aspekte nicht außer acht zulassen. Hierzu zählen
insbesondere die Gebietskulisse Natura 2000 mit dem FFH-Gebiet, dem Vogelschutzgebiet, die Ausweisung des gesamten Geländes als Kulturdenkmal, die hohe Kampfmittelbelastung und die sich insgesamt daraus ergebenden Zielsetzungen und Interessenskonflikte.
Mit Schreiben vom 26.06.2008 wurde deshalb die Arbeitsgemeinschaft ILN & ufit von der BImA beauftragt, ein Konzept zur Optimierung der Besucherlenkung auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen auszuarbeiten. Die Arbeit wird vom Biosphärengebiet Schwäbische Alb gefördert.

Vorgaben
Die Konzeptbearbeitung hat nachfolgende unumstößliche Eckpunkte und Vorgaben zu beachten:
Es besteht auf dem gesamten TrÜP eine hohe Kampfmittelbelastung. Beim Verlassen der freigegebenen, entmunitionierten Wege und Aufenthaltsflächen besteht Lebensgefahr. Der gesamte TrÜP ist in der FFH-Gebietskulisse enthalten und beherbergt u. a. mit Steinschmätzer und Heidelerche besonders geschützte Vogelarten, die hier ihre letzten Rückzugsgebiete in Baden-Württemberg haben.
Das gesamte Gelände ist mit seiner Fläche von rund 6.700 Hektar als Kulturdenkmal „Truppenübungsplatz Münsingen“ ausgewiesen. Das Konzept hat sich deshalb am freigegebenen Wegenetz auszurichten.

Zielgruppen
Statistisch verwertbare Zahlen zu Besuchern des ehemaligen Truppenübungsplatzes, die keine Führung in Anspruch nehmen, liegen bislang nicht vor. Eine Schätzungsbasis bilden die Zählergebnisse der Experience Area Münsingen (EAM), deren Posten während vier Perioden in den Jahren 2006 und 2007 alle Passanten an acht bewachten
Übergängen der Ringstraße erfasst haben, die den Platz betraten bzw. verließen.An etwa 80 Tagen während der Monate April, Juni, Juli und August zählten die Posten der EAM insgesamt 15.793 Personen an acht Zugängen. Der in den vier Erfassungszeiträumen am stärksten frequentierte Zugang zum TrÜP mit über 4.600 Besuchern liegt an der Trailfinger Säge, gefolgt von Zainingen und Auingen, mit über 3.500 bzw. 3.100 Besuchern. Die Zugänge
Zainingen / Waldgreuth, Heroldstatt/Turm und Magolsheim sind nach diesen Zählergebnissen insgesamt von untergeordneter, eher lokaler Bedeutung. Lässt man die wenig frequentierten Zugänge außen vor, überwiegen an den Eingängen zu asphaltierten Strecken Radfahrer gegenüber Fußgängern. Einzige Ausnahme bildet die „Trailfinger-Säge“, was sicherlich mit der beliebten Wanderstrecke nach Gruorn zusammenhängt.

Stimmungsbild der Besucher
Die nachfolgenden Aussagen zum Stimmungsbild nach einem Platzbesuch stützen sich auf Besucherbefragungen an den Übergängen der Panzerringstraße durch Posten der Experience Area Münsingen (EAM). Zwischen April 2006 und September 2008 wurden über 4.000 Besucher beim Verlassen des Platzes nach Ihren Empfindungen befragt.
Mit den Antworten „sagenhafte Ruhe“, „einzigartige Flora und Fauna“, „kann man toll Radfahren“ werden von ca. 31% der befragten Besucher kennzeichnende Alleinstellungsmerkmale des ehemaligen TrÜP benannt. Dies erlaubt Rückschlüsse auf die maßgeblichen Zielgruppen: Im Fokus dieses Optimierungskonzepts stehen Naturliebhaber und Radfahrer, die, ohne eine Führung in Anspruch zu nehmen, als Individualbesucher auf den TrÜP kommen. Die Befragungsergebnisse spiegeln aber auch eine gewisse Enttäuschung wider. In über 57% der Antworten finden sich Begriffe wie „langweilig“, „mehr erwartet“, „dürftige Infos“, „Lautertal ist schöner“. Fast 16% aller Befragten wollen nicht wiederkommen. Die Bedürfnisse bzw. Erwartungen scheinen sich demnach bei einem hohen Prozentsatz der
Befragten nicht erfüllt zu haben.
Ihre Verunsicherung über die Gefahren der militärischen Hinterlassenschaften äußern vor allem Eltern von Kleinkindern, ebenso wird der Konflikt Radfahrer – Fußgänger benannt. Ein anderes Meinungs- und Stimmungsbild zeigt das vielfältige Angebot der TrÜP-Guides. Von den ca. 10.000 Touren-Teilnehmern im Jahr 2007 waren 78% sehr zufrieden und 21% zufrieden (NABU-Jahresbericht 2007).

Defizite auf dem Platz
Aus dem Ergebnis der EAM-Besucherfragung, ergänzt um eigene Eindrücke und Gespräche mit Besuchern während der Gebietsaufenthalte, lassen sich vor allem im Hinblick auf Individualbesucher nachfolgende Defizite benennen:
Es fehlen sowohl Überblicksinformationen als auch Hintergrundinformationen über die zentralen Platzthemen:
• Militärische Nutzung,
• Kultur- und Landschaftsgeschichte,
• Biologische Vielfalt.

Es mangelt an attraktiven Angeboten für
• Wanderer (insbesondere Hauptzielgruppe 50+),
• Kinder / Familien mit Kindern und
• Menschen mit Handicap

Mit Ausnahme von verschiedenen Druckerzeugnissen und Internetangeboten gibt es im Gebiet keine Erläuterungen zu seinen Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten. Auf den Haupterschließungsrouten können Konflikte zwischen Fußgängern, Radfahrern und Inlinern nicht ausgeschlossen werden.

Entwicklungsvorschläge
• Stärkung der Randbereiche und Anbindung an die Region
Mit einem vermehrten Informations- und Erlebnisangebot in den Randbereichen sollen vor allem Wanderer und Spaziergänger verstärkt an die Peripherie gelenkt werden. Dazu werden dort u. a. attraktive Rundwege unter Einbeziehung der Anliegergemeinden geschaffen, z.B. in Römerstein-Zainingen, Heroldstatt-Ennabeuren und Münsingen-Auingen. Die Verknüpfung mit Rad- und Wanderwegen außerhalb des Platzes muss dabei gewährleistet sein. Eine zentrale Rolle wird zukünftig das geplante „Hauptinformationszentrum Biosphärengebiet“ im Alten Lager spielen. Weiterhin sind das Militärmuseum und das Lager selbst in diesem Kontext zentrale Bausteine, ebenfalls an der Peripherie. Eine herausragende Stellung sollen zukünftig auch die ehemaligen Beobachtungstürme einnehmen. Der Turm Waldgreut mit der Schießbahn 1 ist prädestiniert für den Themenschwerpunkt „Militärischer Übungsbetrieb“, an Turm Heroldstatt können in Kombination mit dem dort ansässigen Schäfereibetrieb Allgaier Besonderheiten der Tier- und Pflanzenwelt erlebbar gemacht werden. Mit dem Namen Sternenberg lassen sich die Begriffe Stille und
Himmelsbeobachtung verknüpfen.
Die angestrebte Stärkung der Randbereiche vermeidet Konfliktsituationen zwischen Fußgängern und Radfahrern, verhindert eine „Verrummelung“ der naturschutzfachlich sensiblen und hochwertigen Kernbereiche und stärkt überdies die Verzahnung mit den Regionen außerhalb des Platzes mit positiven Wirkungen auf regionale Gastronomie und Direktvermarkter.

• Sanfte Entwicklung: Querungsachsen
Das freigegebene, überwiegend asphaltierte Wegenetz ist vor allem für Radfahrer und Inlineskater attraktiv (s.o.). Im Mittelpunkt steht bei diesen Besuchergruppen die sportliche Betätigung in einem ansonsten verkehrsfreien Raum. Dieses Alleinstellungsmerkmal dürfte für Rennradfahrer, Inlineskater und Bewohner der Anliegergemeinden ein entscheidendes Kriterium für wiederkehrende Besuche darstellen. Das Bedürfnis nach zusätzlichen Informations- bzw. Erlebniselementen gilt daher eher für Radtouristen, Radwanderer und Familien mit Kindern. Vor allem für diese Besucherklientel sollen einige wenige, herausragende „Leuchttürme“ an den Hauptquerungsachsen Trailfingen-Gruorn-Zainingen und Auingen/Böttingen-Feldstetten zugänglich gemacht werden; Beispiele sind das Maschinenhaus
am Hartenberg und die Doline am Schottenstein. Auch zwei vorgeschlagene Rastplätze an den bestehenden Toilettenhäuschen kommen diesen Besuchergruppen entgegen.

• Sanfte Entwicklung: Dorf Gruorn
Das ab 1939 geräumte Dorf Gruorn nimmt auf dem ehemaligen TrÜP eine herausragende Sonderstellung ein. Dem besonderen Engagement des „Komitees zur Erhaltung der Kirche in Gruorn e. V.“ ist es zu verdanken, dass nach Aufgabe der militärischen Nutzung das Gelände im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten „wiederbelebt“ wurde. Mit dem Ziel, das Leben der Gruorner Bürger und die Geschichte des Dorfes erlebbar zu machen, hat das Komitee die
Konzeption „Gruorn – ein Dorf und seine Geschichte“ in Auftrag gegeben.
Im Einzelnen enthält die Studie nachfolgende Themenschwerpunkt, die harmonisch in das Besucherlenkungskonzept integriert werden können:
• Heimat, Heimweh und Menschenschicksale
• Militärische Geschichte: Truppenübungsplatz und Gruorn
• Streuobst, alte Sorten
• Die Kirche in Gruorn
• Leben und Arbeiten in Gruorn, Landwirtschaft auf der Hardthochfläche, Leben mit dem Militär, Handwerk in Gruorn und Dorftradition, Schäferei

Mobilitätsangebote als Besucherattraktion
In der ganzen Region gibt es kein vergleichbares Angebot an unzerschnittenem und asphaltiertem Wegenetz, das in einer landschaftlichen Toplage als autofreie Zone genutzt werden kann. Damit bieten sich außergewöhnliche Möglichkeiten des stressfreien, gefahrlosen Rad- und Inlinerfahrens, gerade auch mit Kindern. Darüber hinaus sind einige Streckenabschnitte auch für E-Rollstuhlfahrer sehr gut geeignet.
Dieses sehr attraktive Angebot für den „leisen Verkehr auf Rädern“ könnte in der künftigen Außendarstellung des ehemaligen Truppenübungsplatzes offensiver beworben werden und durch eine entsprechende Infrastruktur zielgruppengerecht ergänzt werden. Vorgeschlagen wird dazu vor allem der Aufbau einer „Mobilitätsstation-TrüP“, bei der vor allem Tourenräder (auch für Kinder und ganze Schulklassen), einzelne Spezialräder (z.B. Liegerad, Tandem, Zweisitzer) aber auch Inliner (mit entsprechenden Schutzausrüstungen) und einige E-Rollstühle ausgeliehen werden können. Die Einrichtung wäre optimal an das Hauptinformationszentrum Biosphärengebiet im Alten Lager anzukoppeln.
Der vorgeschlagene Themenschwerpunkt „auf leisen Rädern über den TrüP“ könnte durch Kutschenfahrten nach Gruorn (ab Münsinger Bahnhof bzw. Trailfinger Säge / Angebot am Wochenende) und einzelne TrüP-Guide-Touren mit Kutschen (oder Pferden) weiter ausgebaut werden.

 Speziell für die Wintermonate sollten außerdem naturschutzfachlich unbedenkliche Strecken für Skilangläufer gespurt werden und zusammen mit besonderen „TrüP-Guide-Winterangeboten“ (z.B. Langlauf- und Schneeschuhtouren) für ein attraktives Angebot auch in der kalten Jahreszeit sorgen.
Während das gesamte freigegebene Wegenetz für die Fortbewegung auf Rädern und Skiern nahezu prädestiniert ist, können für Wanderer nur Teilbereiche empfohlen werden. Deshalb wurde für „Zu-Fuß-Geher“ ein Angebot interessanter Zielwege und Rundtouren, vorwiegend in den Randbereichen des Platzes erarbeitet (vgl. dazu nachfolgende Karte), das durch die bereits bestehenden TrüP-Guide-Wandertouren sinnvoll ergänzt wird.

Verzahnung mit der Region
Kreise, Kommunen, Vereine und weitere Institutionen haben in eigenen Konzepten Angebote, Radwege, Radwanderwege und Wanderwege entwickelt. Die Anliegergemeinden rund um den Platz verfügen über eine unterschiedliche touristische Infrastruktur und bieten insgesamt ein vielfältiges, individuelles Angebot. Einzelgespräche sowie die Gesprächsrunden am 24. September und am 1. Oktober 2008 boten allen Beteiligten die Gelegenheit, ihre Aktivitäten und Angebote darzustellen sowie Zielvorstellungen, Wünsche und Vorhaben einzubringen. Sie bilden in diesem Konzept unter Beachtung der einschränkenden Eckpunkte und Vorgaben (vgl.
Kap. 1) die Basis bei der Entwicklung von Vorschlägen zur besseren Verzahnung von Platz und Region.

Wertschöpfung in der Region
Der ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen ist zweifelsohne eine der wichtigsten Attraktionen des neuen Biosphärengebiets Schwäbische Alb. Um die Zielsetzungen dieses mehr als 6000 ha große Geländes in seiner jetzigen Beschaffenheit konsequent zu erhalten, innerhalb des Platzes jegliche „Verrummelung“ zu vermeiden und gleichzeitig den hohen Sicherheits- und naturschutzfachlichen Auflagen gerecht zu werden, lassen sich die
Wertschöpfungsmöglichkeiten im Bereich „Sanfter Tourismus“ weniger innerhalb der Platzgrenzen, sondern vor allem in den Randbereichen und im direkten Umfeld des Geländes erhöhen und konzentrieren. Auf dem Platz selbst bestehen kleinere Einnahmequellen, z.B. durch das TrüP-Guide-Programm, das derzeit ein Zusatzeinkommen für derzeit etwa 24 Personen ermöglicht, durch Führungen und Bewirtungen im ehemaligen Dorf Gruorn und
künftig auch durch die Vermietung von Fahrrädern, Audioguides oder das Angebot von Kutschfahrten.

Für das direkte Umfeld ergeben sich vielfältigere Entwicklungsmöglichkeiten, die teilweise mit den Angeboten auf dem Platz verknüpft werden können (z.B. Angebote von Thementagen auf dem Platz und rund um den Platz, Bewirtungsmöglichkeiten direkt bei den Parkplätzen, Anbindung der Radwegenetze). Dabei wird es eine wichtige Aufgabe sein, zusätzliche, attraktive Aktivitätsangebote außerhalb des Truppenübungsplatzes zu entwickeln, um mit einer höheren Angebotsdichte die Hauptzielgruppen “Familien mit Kindern“ und die „Generation 50+“ als Mehrfachbesucher gewinnen zu können.

Hierfür bietet sich, neben den Anliegerkommunen, vor allem die gezielte Entwicklung und Aufwertung des Alten Lagers an. Das vorhandene Raumangebot bietet ein bisher nur wenig genutztes Potential, weitere zielgruppengerechte Angebote ergänzend zum geplanten Hauptinformationszentrum Biosphärengebiet zu entwickeln und somit einen zusätzlichen Hauptanziehungspunkt innerhalb des Biosphärengebiets zu schaffen.

Quelle: © Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz ILN
umweltforschungs-institut tübingen u f i t

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