Gedeih und Verderb

Landschaft & Pflanzen 

Der Weißdorn ist uns ausgeliefert. Im Wandel der Landwirtschaft verschwand diese unauffällige Heckenpflanze aus dem Auge und aus dem Sinn. Doch Kenner wissen, wo sie wächst und schätzen ihre Heilkräfte.

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 Fotos: Schoenenberger

Unsere Region ist reich – reich an Sehenswürdigkeiten, Kulturgütern, Fauna und Flora und kulinarischen Köstlichkeiten. Der Reichtum offenbart sich meist nicht auf den ersten Blick, sondern nur bei genauerem Hinsehen. Die Weitläufigkeit der Landschaft lenkt die Besucher oft von den kleinen, interessanten Details ab.

Hecken schützen und nützen: Im unauffälligen Weißdorn schlummern verborgene Kräfte.

Ein recht unscheinbares Dasein fristet auch der Weißdorn. Den Hagedorn, wie der stachelige Strauch auch genannt wird, nutzten früher die Bauern als lebendigen Zaun für ihre Tiere. Durch die modernen Errungenschaften wie Maschendraht (Stacheldraht), Elektrozaun und die zunehmende Stallhaltung verlor die Weißdornhecke ihre Bedeutung. Mehr noch, die moderne Landwirtschaft stört sich an ihr. Doch findet man ihn noch mit anderen Hagpflanzen, wie beispielsweise Schlehe, Heckenrose oder Hagebutte, an oder auf den typischen Steinriegeln an den Rändern der Felder.

Die Steinriegelhecken säumen heute über weite Strecken die sanften Hügel der Schwäbischen Alb und sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch von vielfältigem Nutzen für Kleinklima und Wildtierbe­stand. Als Klimapuffer verhindern sie Windstöße und Erosion, mildern Kahlfröste und bieten wichtigen Rückzugsraum für alle Klein­säuger wie beispielsweise Hase oder Wiesel und dienen als Nist- sowie Futterstätte für viele Vogelarten.

Im Übergang von Frühling zu Frühsommer lockt der Weißdorn mit nektarreichen Blüten Schmetterlinge, Blumenfliegen und Wildbienen. Von den Früchten, die bis in den Winter an den Zweigen hängen, ernähren sich auch Vögel, die auf der Alb überwintern.

Was den Tieren recht ist, weiß der Mensch schon lange zu schätzen: Der Weißdorn treibt sein frisches Grün schon im zeitigen Frühjahr. Dann entfalten sich die gelappten Blätter, die Feinschmecker als würzige Zutat für Salate und Suppen verwenden. Regionale Volksnamen wie Mehldorn, Mehlfässchen oder Müllerbrot erinnern an die einstige Bedeutung der etwas mehligen Früchte als Mehlersatz, vor allem in Notzeiten. Die säuerlich-herben Früchte hatten die Albmütter auch zu Kompotten und Marmelade verarbeitet, zudem haben sie die gerösteten Kerne als Kaffeeersatz genutzt.

Geschätzt wird der Weißdorn auch in der Heilkunde: vor allem Blüten und Blätter, aber auch Beeren unterstützen die Herzfunktion und den Kreislauf. Der Apotheker Walther Schoenenberger hatte sich der Überzeugung verschrieben, dass die optimale Wirkstoffkombination in der frischen Pflanze selbst zu finden ist und sich dann in den 30er-Jahren daran gemacht, diesen Heilpflanzenfrischsaft in der natürlichen Zusammensetzung ohne Zusatzstoffe wie Zucker, Alkohol oder Konservierungsmittel zu produzieren.

Deshalb lässt die Firma Schoenenberger aus Magstadt schon seit über 80 Jahren von lokalen Sammelstellen auch Wildsammlungen auf der Alb durchführen, zum Beispiel in Münsingen-Dottingen. In unmittelbarer Nähe zu Trochtelfingen und dem ALB-GOLD Kräutergarten (Kasten) hat Schoenenberger ein Weißdornfeld angelegt, um künftigen Bestand und Ernte zu sichern.

 

Sphäre-Tipp: Kräuterland Schwäbische Alb entdecken

Kräutergarten Albgold

Wenn Sie noch weitere Kostbarkeiten des Kräuterlands Alb entdecken wollen, dann besuchen Sie die Kräuter Welt von Schoeneberger und ALB-GOLD direkt neben dem Kundenzentrum in Trochtelfingen. Im mehr als 2 Hektar großen Garten ist eine riesige Pflanzen- und Kräutervielfalt mit vielen Informationen über Heil- und Würzwirkung zu finden. Ab Mai werden täglich um 10.30 Uhr geführte Spaziergänge angeboten. Gruppen sollten sich anmelden.

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Printausgabe: Sphäre 1/2010, Seite 32

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