Wanderlustige Albgänger

Zu Fuß von der Albgemeinde Römerstein-Zainingen bis zum Lago Maggiore

Die Wandergruppe der Albvereine Zainingen und Laichingen hat mit einem Fußmarsch die 10-jährige Freundschaft mit der Corpo Filharmonico Cannerese am Lago Maggiore mit möglichst viel Staub an den Wanderschuhen bekräftigt: 500 Kilometer und 7000 Höhenmeter lagen zwischen der Kühle des Startorts Zainingen und der Hitze am italienischen Lago. Ideengeber Monika und Heinz Rauscher vom gleichnamigen Juweliergeschäft in Laichingen planten die 20 bis 30-Kilometer-Etappen.

Gestartet war die rund 30-köpfige musikalische Wandergruppe in Zainingen am 1. Oktober 2011. Diese drei Etappen führten die Marschierer durch das Biosphärengebiet über die Schwäbische Alb bis Bad Saulgau.

Am Wochenende des 12. und 13. Mai 2012 dann ging´s weiter nach Friedrichshafen (Bodensee).

Erst im darauffolgenden Frühjahr 2012 setzte die wanderlustige Truppe ihren Marsch fort: In den sechs Tagen über Pfingsten ab Rorschach auf der Schweizer Seite erreichte die Gruppe St. Gotthard (siehe detaillierter Berich von Gisela Wörz, unten). Da noch ein paar Kilometer fehlten bis an den Lago Maggiore zum Jubuläumsfest, überwanden die Wanderer diese Strecke mit dem Auto.

Die fehlenden Kilometer aber will man sich nicht nehmen lassen. Heinz Rauscher hat den Schlussspurt der 500 Kilometer-Tour ab St. Gotthard für Pfingsten 2013 geplant.

 

 

 

Kurzer Etappenbericht

Nachahmung empfohlen: Damit zu Ihnen, liebe Leser, der Funke von der Faszination Etappenwanderung überspringt, hat die Redaktion den Bericht Gisela Wörz, Leiterin des Akkordeon-Orchester des Albverein Zaininges, ins Netz gestellt.

 

31. Mai 2012, 1. Wandertag: Rorschach – Herisau

Start der Schweiz-Etappe ist in Rorschach. Die kleine charmante Hafenstadt mit ihrem fast mediterranem Flair liegt auf der Schweizer Seite des Bodensees eingebettet zwischen die sanft anmutenden Hügel des Appenzellerlandes und der Weite des Bodensees. Beim Wandern jedoch schwindet schnell dieser Eindruck von sanften Hügeln. Steil führt der Wanderweg hinauf in das 6,5 km entfernte Mittlerhof, wo beim Begleitfahrzeug eine kurze Getränkepause Gelegenheit zum Verschnaufen bietet. Verwinkelte Gässchen in St. Gallen, klösterliche Prachtentfaltung, Zeugnisse von mittelalterlichem Bürgerstolz und wirtschaftlicher Blüte, die berühmten Erkerhäuser, der Stiftsbezirk mit seiner prachtvollen barocken Kathedrale mit der Doppelturmfassade begeistert die Wanderer von der Alb. Nach anstrengendem Marsch durch die Peripherie einer größeren Stadt bei schwüler Nachmittagshitze erreichen die 28 Wanderer über Winkeln am Gübsen-See das Tagesziel Herisau, wo es das wohl verdiente Feierabendbier gibt.

 

1.Juni 2012, 2. Wandertag: Herisau – Wattwil

Die Wanderung führt zunächst durch das Zentrum von Herisau dem größten Dorf der Schweiz, auch Hauptort des Halbkantons Appenzell Ausserrhoden, durch malerische Gässchen vorbei an reich verzierten Fabrikantenhäusern. Lange Anstiege über saftige Viehweiden und Waldwege, unterbrochen von nur kurzen ebenen Streckenabschnitten gestalten den 5-km-Abschnitt nach Risi recht anstrengend. Belohnt wird die Wandergruppe jedoch mit traumhaften Ausblicken auf den majestätischen Alpstein und den Bodenssee. Leider versteckt sich der Säntis hinter einer tief hängenden Wolkendecke, so dass kein freier Blick möglich ist. Auf dem Schweizer Jakobsweg geht’s weiterhin steil bergauf/bergab über duftende Wiesen, vorbei an desinteressiert dreinblickenden Kühen, begleitet vom Bimmeln ihrer Glocken. Schweiz pur: Einzelgehöfte, Weidezäune, grüne Wiesen, Mischwälder mit dunkelgrünem Nadelgehölz und hellgrünen Laubbäumen. Nach 25 km Wegstrecke, 1068 Höhenmetern erreicht man Wattwil.

 

2. Juni 2012, 3. Wandertag: Wattwil – Schmerikon am Zürichsee

Vorbei an der Burgruine Iberg außerhalb von Wattwil führt der sehr steile Anstieg die Albvereinler weiterhin auf der „Via Jacobi“ in Richtung Zürichsee. Klarblauer Himmel, strahlender Sonnenschein, perfekte Fernsicht auf die schneebedeckten majestätischen Gipfel bieten heute den schwäbischen Pilgern unzählige Kalenderblatt-Fotomotive auf ihrer 21 km langen Wanderstrecke mit 760 Höhenmetern.

 

3.Juni 2012, 4. Wandertag: Pfäffikon – Trachslau beim Kloster Au

Etappen-Halbzeit. Auf dem Etzelpass von Pfäffikon am Zürichsee geht die Tour hoch nach Einsiedeln meist durch den Wald. Total nass geschwitzt vom feucht-schwülen Wetter und dem anstrengenden Aufstieg legt die Gruppe eine kurze Rast bei St. Meinrad ein, bevor sie auf dem Jakobsweg weiterzieht, durch die wildromantische, stark zerklüftete Landschaft. Vorbei am Geburtshaus von Paracelsus. Seltene Blumen und Kräuter wachsen auf den moorgrundigen Wiesen, Orchideen in reicher Zahl, das großblättrige gelbe Enzian und weißes Wollgras bilden starke Farbkontraste, wie nur die Natur sie setzen kann. Darüber spannt sich der strahlend blaue Himmel. In der Ferne taucht das imposante Kloster von Einsiedeln auf. Die barocke Klosteranlage aus dem 18. Jahrhundert ist der beeindruckende Mittelpunkt Einsiedelns und Ziel unzähliger Pilger. Seit dem Mittelalter ist der Ort mit seiner „Schwarzen Madonna“ einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte Europas. Beim Kloster Au in Trachslau ist das heutige Tour-Ende nach einer 19-km-Wanderung mit 735 Höhenmetern.

 

4.Juni 2012, 5. Wandertag: Trachslau – Brunnen

Der Weg über die Haggenegg geht durch das schöne Hochtal der Alp den beiden „Mythen“ entgegen, 1414 m.ü.M. mit herrlichem Blick auf die Glarner Alpen. Nach 4,5-stündiger Wanderung kann die Wandergruppe auf dem von zahlreichen historischen Gebäuden geprägten Hauptplatz in Schwyz am Vierwaldstättersee ausgiebig Mittagspause machen. Danach geht es noch nach Brunnen , wo an der Seepromenade der Abschluss dieses Wandertages ist. 716 Höhenmeter auf 21,5 km Streckenlänge wurden heute bewältigt.

 

5.Juni 2012, 6. Wandertag: Seelisberg – Erstfeld

In Seelisberg, 400 m über dem Vierwaldstättersee gelegen startet heute die Tour. Der Panoramaweg wartet mit spektakulären Ausblicken auf, so als blicke man auf die detailgetreue Miniatur-Nachbildung einer Hobby-Eisenbahnlandschaft. Nach steilem Abstieg verläuft die Wanderung durch den alten Tunnel am Ufer des Sees entlang. Die Ausbuchtungen bieten immer wieder grandiose Ausblicke auf den See. Entspanntes Wandern am Seeufer nach Seedorf, vorbei an Schloss A Pro. Urbane Vielfalt auf dem Weg entlang des Flusses Reuss, der in den Vierwaldstättersee mündet: Links vom Ufer Industrie- und Gewerbeanlagen, rechts landwirtschaftliche Kleinbetriebe, Kühe weiden, Glocken bimmeln, vor uns immer näher kommend die imposanten Bergmassive. Ca. 25 km Gesamtstrecke, bei „nur“ 707 Höhenmetern heute.

 

6.Juni 2012, 7. Wandertag: Erstfeld – Göschenen

Auf historischem „Säumerpfad“ („Saum“ ist das altmodische Wort für Last), also auf den Pfaden der Händler aus früheren Zeiten, entlang der Reuss und den Bahngleisen hoch nach Göschenen soll es heute gehen. Die schöne Wanderstrecke führt durch den Wald, über Gehöfte hinauf nach Wiler bei Gurtnellen. Zwischen den beiden Bergrücken zwängen sich im engen Tal die Autobahn, die teils auf natürlichem Gelände verläuft, teils über spektakuläre Brücken- oder durch Tunnelbauten führt, die Zuggleise, die Reuss und unser Wanderweg. Spaß macht die Überquerung der Reuss über eine Hängebrücke. Nach der Mittagspause auf dem Grill- und Vesperplatz in Wiler geht’s gleich steil weiter über zahlreiche Brücken, ein erstes Schneefeld, vorbei an einem Wasserfall, der sich mit großem Getöse ins Tal stürzt. Mit einsetzendem Regen und kaltem Wind kommen die Wanderer nach Göschenen. Zurückgelegt wurden heute 24 km und 1232 Höhenmeter.

 

7.Juni 2012, Fronleichnam, 8. Wandertag: Göschenen – St. Gotthard

Gigantische Felswände rechts und links des steilen Pfades durch die Schöllenenschlucht vermitteln imposante Eindrücke. Das Tosen der Reuss und der Verkehrslärm hallen von den steilen Felswänden wider, immer wieder begegnet man dem Zug, der heraus aus dem Tunnel und wieder hinein fährt. Eigentlich wünscht man sich mehr Ruhe beim Gehen durch diese beeindruckende gewaltige Naturkulisse. Die Teufelsbrücke verdankt ihren Namen der Legende um die vielen fehlgeschlagenen Versuche, eine Brücke über die reissende Reuss zu bauen. Die Menschen des frühen Mittelalters waren der Meinung, dies könne nur mit Hilfe des Teufels gelingen. Von der ersten Brücke aus dem Jahre 1230 sind nur noch Fundamente erhalten. die spätere Brücke, auf der Napoleon 1799 von der russischen Armee vernichtend geschlagen wurde, kann heute noch begangen werden. Um dem hohen Verkehrsaufkommen gerecht zu werden wurde 1958 eine neue Brücke erbaut. Über Andermatt wird die Wanderung fortgesetzt nach Hospenthal von dort aus in das hochalpine Mätteli auf dem Gotthard-Pass. Dort halten die Zaininger und Laichinger Wanderer Einkehr im gemütlichen Bergstübli und erholen sich von 840 erkletterten Höhenmetern bei einer Wanderstrecke von 13 km. Sichtlich erleichtert und dankbar, dass alle Teilnehmer gut und gesund die 8 Wandertage bewältigen konnten war Heinz Rauscher, Vertrauensmann der Laichinger Albvereins Ortsgruppe und Wanderführer dieser Fernwanderung. Die Teilnehmer waren voll des Lobs für die perfekte Organisation und Durchführung der Wandertage. In den Dank eingeschlossen wurde auch Jens Rauscher, der die Gruppe mit dem Kleinbus begleitete, immer einen guten Rastplatz fand, Essen und Getränke dabei hatte, so dass in den Rucksäcken nur das Nötigste auf die beschwerlichen Wanderungen mitgenommen werden musste. Auch den anderen Fahrern wurde gedankt, die bereit waren, nach langen Wanderungen die Autos vom Ausgangspunkt abzuholen und die Teilnehmer am Abend sicher zu den jeweiligen Hotels zu bringen. Auf erholsame Tage anlässlich der 10 Jahre bestehenden Freundschaft zwischen dem Akkordeon-Orchester des Albverein Zainingen und der Corpo Filharmonico Cannerese freuen sich nun die Wanderfreunde.

 

 

Das Akkordeon-Orchester des SAV Zainingen feiert am Lago Maggiore 10 Jahre Freundschaft mit der Corpo Filharmonico Cannerese

Im Jahre 2002 luden Manfred (+2009) und Carolina Keinath aus Bad Urach die Zaininger Akkordeonspieler ein, in Cannero Riviera und Viggiona ein Benefizkonzert zur Renovierung der dortigen Kirche zu geben. Dabei entstand diese wunderbare Freundschaft zur Musikkapelle, den Familien und Bürgern dieser sympathischen Gemeinde am Lago Maggiore.

Einer der Höhepunkte dieses langen Wochenendes war das gemeinsam gespielte Festkonzert am Samstag Abend.

Mit der Europa-Hymne unter der Leitung von Stefano Rapetti eröffneten beide Orchester gemeinsam feierlich das Konzert. „Musik ist die universelle Sprache der Menschheit – das kann man ganz deutlich bei dieser Freundschaft zwischen der Schwäbischen Alb und dem Lago Maggiore ablesen. Trotz verschiedener Sprachbarrieren, hat die gemeinsame Freude am Musizieren diese Verbindung möglich gemacht“ fand Bürgermeister Donth die passenden Worte an die Musikanten und Zuhörer.

„Emotionen, Überraschung, Momente, Tränen der Rührung, Gelächter … sind Worte, die schon allein von 10 Jahren Freundschaft erzählen. Wir sind heute hier, dieses Jubiläum zu feiern, sicher werden andere folgen“, sprach Präsident Tino Carmine warmherzig über die Vereins-Freundschaft.

„Pasadena“ und „Variazioni in Blue“ gespielt vom Akkordeon-Orchester unter der Leitung von Gisela Wörz, “Yellow Mountains” und „Cornfield Rock“ von der Corpo Filharmonico – alles Kompositionen von Jacob de Haan – zeugen von dem sehr ähnlichen Musikgeschmack der beiden Gruppen. Die zahlreichen Zuhörer sind begeistert und bekunden ihr Gefallen durch lang anhaltenden Beifall. Zur großen Freude der Italienischen Freunde spielten die Zaininger die „Funiculi-Funicula-Rhapsody“, während die Corpo die Deutschen Gäste mit Operetten- Melodien aus der „Zirkusprinzessin“ von Emmerich Kalman erfreuten.

„Diese Freundschaft und die Musik hat das Vereinsleben beider Vereine sehr bereichert. Das gegenseitige Kennenlernen, der gesellschaftlich-kulturelle Austausch, Verständnis, Respekt und Toleranz füreinander tragen weiterhin für eine hervorragende Freundschaft der Vereine bei“, so Vertrauensmann Christian Beck in seiner Ansprache. Beck erzählte den Gästen, dass wir Cannero nicht nur per Auto, sondern nun auch zu Fuß erreichen wollen, bzw. mit dem Fahrrad schon hier angekommen sind, wie einst die Römer in umgekehrter Richtung zu den Germanen kamen. Er brachte seinen Wunsch zum Ausdruck, dass diese Freundschaft weiterhin bestehen möge und lud die Canneresen zu den Feierlichkeiten nach Zainingen ein, die vom 21.-23.9.2012 sein werden.

Für die Gemeindeverwaltung von Cannero sprach Bürgermeisterin Maria Pia Bottacchi: „Es ist für uns eine große Ehre und Vergnügen, Sie heute hier begrüssen zu dürfen um an diese Freundschaft zu erinnern von der es in Cannero schon zwei konkrete Zeugnisse gibt: die Musikerbank, direkt am Strand und das Metall-Schäfchen, Symbol Eurer Landschaft und der Kreativität eurer Handwerker. Jetzt haben wir ein weiteres „lebendiges“ Zeugnis unserer Vereinigung: die schöne Magnolie, welche wir in Erinnerung an diesen Abend des Festes und unserer Freundschaft gerade gepflanzt haben. Um hier anzukommen sind einige von Euch bis zum St. Gotthard gewandert und im nächsten Jahr bis Cannero, genau wie die Pilger vergangener Zeiten. Ihr seid ausserordentlich! Auch dafür gilt unsere Bewunderung und Euch als Freunde zu haben, erfüllt uns mit Stolz.“

„Le Scarpette“, eine italienische Volksweise, wiederum gemeinsam von beiden Musikgruppen gespielt, war der musikalische Abschluss dieses festlichen Konzert-Abends. Ohne Zugabe wollten die Gäste aber nicht nach Hause gehen. Beethovens „Ode an die Freude“ – die Europahymne mit der das Konzert begann, wurde als letztes Stück noch einmal vorgetragen.

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