Marionettenspieler mit schwerem Gerät

Podcast SPHÄRE-AudioSphäre Podcast: Erlebnisplattformen auf ehem. Truppenübungsplatz

Ehemaliger Truppenübungsplatz: Nach starken eineinhalb Jahren können die Besucher des Münsinger Hardts nun die ersten Ergebnisse des großen Brainstormings zum Thema Zukunft Truppenübungsplatz bestaunen: Die ersten zwei von elf geplanten Erlebnisplattformen (siehe unten) sind fertig.  Der im Wald versteckte Kalkofen an der Strecke Richtung Feldstetten ist freigeschnitten und mit dezenten Infotafeln bestückt. Schon früh wurde er aus der Nutzung genommen.Die großen Betonwerke der Umgebung machten das Kalkbrennen überflüssig (siehe unten). Lydia Nittel, Naturschutzfachfrau beim Bundesforst, erklärt, dass bei der Gestaltung der Infotafeln darauf geachtet wurde, dass Sie sich harmonisch in die Landschaft einfügen. Ein bodenständiges, oben angeschrägtes Stück Holzstamm versieht den besten Dienst und kostet einen Bruchteil von den sonst plakatartigen Infowänden. Kompliment in diesem Fall ist weniger wirklich mehr.

Auch das Maschinenhaus zwischen Zainingen und Gruorn ist nun besuchertauglich. Allerdings richtig nah kommt man als einsamer Wandersmann an keine der beiden Attraktionen. Kampfmittelbelastung hält den Besucher auf Distanz. Im Falle des Maschinenhauses genießt die Heidelerche gar Artenschutz (siehe unten). Während der Brutzeit bleibt die schwere Stahltür dieses Bunkers bis August fest verschlossen. Danach dürfen nur von Trüp-Guides geführte Wanderer sich der Schaltzentrale nähern und von innen bestaunen. Eine zweiköpfige Bunkerbesatzung dirigierte die Panzerziele wie Marionetten per Seilzüge durch die schwäbische Alblandschaft des ehemaligen Truppenübungsplatzes.

Im Maschinenhaus mussten die Soldaten hinter 1,20 Meter dicken Mauern während Schießübungen auf telefonische Anweisung die Hebel der vielen Seilwinden betätigen. Sichtkontakt gab’s keinen. Die Sehschlitze blieben aus Sicherheitsgründen verschlossen Ein großer Achtzylinder-Diesel brachte die schweren Antriebswellen für die Winden in Schwung. „Das war ganz schön laut“, erinnerte sich Berni Diether, ehemaliger Soldat und heute Mitarbeiter bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA).

Sphäre-Podcast

 

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Wegekonzept für ehemaligen Truppenübungsplatz vorgestellt am 23. 1. 2009

Der Ausbau der Infrastruktur gliedert sich hierarchisch in zwei Ebenen (siehe unten). Es soll acht Informationsstellen geben mit einer Infotafel (Ausbaukosten rund 1500 Euro) und elf sogenannte Erlebnisplattformen (Kosten bis zu 27.000 Euro).

Informationsstellen
• I 1: Schießbahn 12 – Schießbetrieb, Schießbahnen, was ist hier passiert?
• I 2: Turm Hursch – Höchster Beobachtungsturm des TRÜP, Funktion, Aussicht
• I 3: Römerstraße – Verlauf, römische Geschichte auf der Alb, Funde
• I 4: Hügelgräber – Entstehungsgeschichte Aufbau, Funde und Ausgrabungen
• I 5: Doline – Boden, Wasserknappheit, Entstehung, Hinweis Geopark
• I 6: Wald & Forstwirtschaft – Holznutzung auf dem TRÜP, Kernzonen mit Nutzungsverzicht
• I 7: Kriegsgräber – Geschichte, wer ist hier begraben? Unterhaltung und Pflege
• I 8: Panzerplatte Trailfingen – Zentrale Info zum Platz, v. a. militärische Nutzung

Erlebnisplattformen
• E1: Gruorn – Ein Dorf und seine Geschichte
• E2: Maschinenhaus – Vom Übungsbetrieb auf dem TRÜP – ein Maschinist erzählt
• E3: Vogelbeobachtung – Wo der Rotmilan kreist
• E4: Schorrstallhof – Landwirtschaft auf der Alb anno 1890
• E5: Huteweide Wildenlauh – Nutztiere im Dienst der Landschaftspflege
• E6: Turm Waldgreut – Schießbahn 1 – hier wurde scharf geschossen
• E7: Turm Heroldstatt – Tiere und Pflanzen entdecken
• E8: Doline Schottenstein – Wo die Erde einstürzt
• E9: Kalkofen – Aus der Arbeit der Kalkbrenner – vom Kalkstein zum Branntkalk
• E10: Turm Sternenberg – Oase der Stille – für Sternengucker und Leisetreter
• E11: Gänsewag: Truppenübungsplatz Münsingen: Wo alles begann


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SPHÄRE-Wissen: Kalkbrennen und Kalklöschen
Das Kalkgestein der Schwäbischen Alb wurde in diesem turmhohen Ofen gebrannt. 900 bis 1200 Grad Celsius benötigte der Kalkstein bis zur Rotglut. Erst dann entweichte das Kohlendioxid, das später beim Häuslesbau mit dem mörtelartigen Kalkbrei beim Trocken reagiert und die Mauersteine verbindet. Der gebrannte Kalk wurde zuvor mit Wasser gelöscht – es entstand eine milchartige Konsistenz. Die soganannte Kalkmilch mit viel Wasser und mit dreifacher Menge Sand vermischt ergibt einen Kalkbrei, der als Mörtel hervorragend Steinmauern bindet.

Der achteckige Schachtofen auf dem Münsinger Hardt belegt die industrielle Herstellung von Kalk. Die einsame Lage des Ofens hatte sicherheitstechnische Gründe. Gebrannter Kalk ist extrem ätzend. Verätzte lungen und Haut waren typisch für Kalkbrenner.

Ganz in der Nähe stand das Hofgut Ludwigshöhe, dass mit dem gebrannten und gelöschten Kalk dieses Ofens errichtet wurde. Ob der Kalkofen auch für die Gebäude des Alten Lagers zum Einsatz kam, ist nicht verbrieft.

SPHÄRE-Wissen: Heidelerche
Die Heidelerche besitzt auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz ihr landesweit größtes Vorkommen in Baden-Württemberg. Sie zeigt hier in den letzten Jahren einen positiven Bestandstrend. Das gilt auch für den ehemaligen TROPL. Dort stellen Schotterwege, die parallel zu den freigegebenen Wege verlaufen, wichtige Teillebensräume der Art dar. Nach den vorliegenden Beobachtungen reagiert die Heidelerche während der Jungenaufzucht empfindlich gegenüber Störungen.
Ob sich Störungen negativ auf die Besiedlung, den Bruterfolg und somit auf die Bestandsentwicklung auswirken, kann anhand der vorliegenden Ergebnisse nicht abschließend beurteilt werden. Allerdings brüteten im Jahr nach der Wegeöffnung sogar mehr Brutpaare im gebiet als vor der Wegefreigabe.

Im Jahr 2008 wurde auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz „Gutsbezirk Münsingen“ im Auftrag des Regierungspräsidium Tübingen eine Bestandserfassung ausgewählter Zielarten (Heidelerche, Steinschmätzer, SchwarzkeSchottenwegelchen, Braunkelchen, Neuntöter und Raubwürger) entlang der für die Öffentlichkeit freigegebenen Wege durchgeführt.

Steinschmätzer
Der Gutsbezirk Münsingen ist aktuell höchstwahrscheinlich das einzige regelmäßig besiedelte Brutgebiet des Steinschmätzers auf der Schwäbischen Alb. In Baden-Württemberg steht die Art kurz vor dem Aussterben. Der Steinschmätzer kann nach den Ergebnissen früherer sowie der vorliegenden Kartierung als „Sorgenkind“ unter den Zielarten bezeichnet werden. In den sieben zeitweise besetzten Revieren hat die Art 2008 in keinem erfolgreich gebrütet. Die wichtigsten Brutgebiete des Steinschmätzers verteilen sich entlang der ehemaligen Schießbahn 12 und liegen somit in enger Nachbarschaft zu Weg 6, der vergleichsweise stark von Besuchern frequentiert wird. Im Vergleich zu den übrigen Zielarten (ausgenommen Raubwürger) reagieren Steinschmätzer offenbar am empfindlichsten auf Störungen, und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich Störungen insbesondere in der Phase der Revier- und Paarbildung negativ auf die Art auswirken. Ein wesentlicher Gefährdungsfaktor besteht zusätzlich im Mangel an geeigneten Brutplätzen Hinweis: Maßnahmen zur Optimierung der Brutplätze (Steinschüttungen u.ä) erfolgten im Winter 2008/2009 in Zusammenarbeit von BIMA; NABU und dem RP Tübingen. Allerdings ging die Zahl der Steinschmätzer im Jahr 2009 weiter zurück.

Schwarzkelchen:
Das Schwarzkehlchen hat den ehemaligen Truppenübungsplatz erst in den letzten zehn Jahren besiedelt. Es zeigt hier offenbar eine positive Bestandsentwicklung. Mehrere Reviere befinden sich im Bereich freigegebener Wege, wo die Art teilweise zwei Jahresbruten aufgezogen hat. Eine Gefährdung der Art im Zusammenhang mit der Wegeöffnung ist nach den vorliegenden Beobachtungen nicht zu erkennen.

Braunkelchen:
Beim Braunkelchen wurde gegenüber den Vorjahren ein leichter Bestandsanstieg registriert. In zahlreichen Revieren hat die Art erfolgreich gebrütet, Gefährdungen bestehen nach den vorliegenden Erhebungen vor allem durch die Beweidung von Lebensräumen während der Brutzeit, die zur Aufgabe von Revieren und zu Revierverschiebungen geführt. Es konnten, nachdem das Feldstetter Straße vergleichsweise schwach von Besuchern frequentiert wird, keine Hinweise auf Gefährdungen durch Störungen ermittelt werden.

Neuntöter
Vom Neuntöter wurden nahezu 80 Reviere ausgewertet, von denen etwa 50 in der Umgebung öffentlich zugänglicher Wege liegen. Einige Brutplätze, in denen die Art 2008 erfolgreich gebrütet hat, befinden sich in engen Nachbarschaft zu teilweise stark frequentierten Wegen.

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