Gebirge mit Herz aus Stein

Leicht hatten es die Älbler nie. Einen Kittel kälter ist es wohl in jedem der 40 Mittelgebirge Deutschlands. So messen Wetterstationen für die Alb einen Jahresschnitt von rund 6,5 Grad Celsius, etwa vier Grad weniger als im Tal. Den deutschen Kälterekord hält Albstadt mit minus 36,5 Grad Celsius am 1. März 2005. Doch anders als im Bayerischen Wald, der Eifel, dem Elbsandsteingebirge, dem Erz- und Fichtelgebirge: Es fehlt hier am lebensspendenden Regen. Die mittleren Jahresniederschläge im Sommer liegen mit 800 bis 1000 Millimeter nur etwa halb so hoch wie in vergleichbaren Höhenlagen des Westschwarzwaldes. Ja, auch den Deutschlandrekord in Sachen Sonnenscheindauer hält die Alb: Im Jahre 1959 brannte der Planet den Klippeneckern 2329 Stunden aufs Dach.

Den Urlauber freut´s, der Albbauer aber hat gelernt, die magere Ernte nie zu beklagen. Dort, wo er nicht seinen Pflug durch die steinige Erde treibt, machen sich zehntausende Schafe in der still-kargen Steppe breit, so wie auf der wilden, Winnetou-tauglichen Filmkulisse auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen.

Und sollte es dann doch mal regnen, so zerrinnt das wertvolle Wasser haltlos im Gebirge mit Herz aus Kalkstein. Durch zahllose Spalten, Höhlen und Gänge irrt das Wasser hinab, um sich in Talsohlen über mächtige Quelltöpfe zu ergießen wie beispielsweise der Brenztopf (Königsbronn). So sprudelt Blaubeurens Blautopf nicht minder gewaltig als der Aachtopf. Hier drückt die bei Immendingen vor Tuttlingen versickernde Donau wieder ans Tageslicht.

Printausgabe: Sphäre 1/2013, Seite 10

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