Ganz schön weit weg

Weitsicht, Fernsicht – die Schwäbische Alb bietet schöne Aussichten. Kann man aber auch vom einen Ende der Alb das andere erspähen?

Kein Wunder, dass die fast 200 Kilometer Länge unserer Alb hier für Vielfalt in den Dialektnuancen gesorgt hat. Auf der Landkarte erkennt man sofort die Orientierung der Schwabenalb von Südwest nach Nordost. Der höchste Berg liegt im westlichen Bereich der Schwäbischen Alb. Es ist der 1015 Meter hohe Lemberg im Landkreis Tuttlingen. Weit im Osten liegt der schöne Aussichtsberg Ipf bei Bopfingen. Der 668 Meter hohe Ipf ist wie der Lemberg ein durch Erosion entstandener Zeugenberg der Alb.

Nun kann man als Wanderer überlegen, ob man bei ausgezeichneter Fernsicht vom Ipf aus den Lemberg, der ja um 347 Meter höher ist, erkennen könnte. Lassen wir die atmosphärischen Bedingungen und die Luftverschmutzung weg, bleiben geometrische Beschränkungen der Sicht durch Berge und durch die Erdkrümmung. Entfernte Objekte verschwinden einfach unter der Horizontlinie.

Da der Älbler an sich wissbegierig und neugierig ist, erinnert er sich selbstverständlich an den Satz von Pythagoras. Zur Berechnung der Sichtweite (in Kilometer) addiert man jetzt nur die Wurzeln der Höhen (in Meter) von Lemberg und Ipf und multipliziert mit 3,9. Dies ergibt eine mögliche Sichtweite von 225 Kilometer. Da die Berge nur 143 Kilometer auseinanderliegen, könnte man den Lemberg im Südwesten sichten.

Ja, wenn denn dazwischen nicht noch mehr Alb liegen würde, sondern ein schönes Meer. Das Höhenrelief der Landschaft dazwischen, lässt uns ahnen, dass mal wieder Theorie und Praxis auseinanderklaffen.

Und trotzdem bleibt ein Blick von den vielen herrlichen Albaussichtspunkten für alle Naturfreunde ein Genuss. Das freut den Älbler im Westen wie im Osten.

 Foto/Text Hans-Peter Eppler

 

Weiter sehen als das Auge reicht

Die genaue Berechnung finden Sie unter dem Stichwort Sichtweite in der Wikipedia. Der Faktor 3,9 ergibt sich aus der Korrektur um den Effekt der Lichtbrechung in der Atmosphäre. Durch diese Refraktion können wir fast 10 Prozent weiter blicken, als geometrisch möglich.

 

 

Experten-Tipp: Für Freunde der grafischen Darstellung gibt´s im Internet das Programm GeoGebra.

Printausgabe: Sphäre 1/2013, Seite 39

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