Lebenslauf

Portrait: Alina Reh stilisiert Bewegung zur Kunst

Sie zählt zu den besten Läuferinnen der Welt. Eine junge Sportlerin aus Laichingen kultiviert Mobilität bis zur Olympiareife.

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Alles Leben ist Bewegung, Bewegung ist Leben.“ Alina Reh kennt das Zitat von Leonardo da Vinci nicht, aber sie fühlt es. Sie spürt es von den Haarspitzen, mit denen der Wind bei ihren Tempoläufen spielt, bis hinunter in den kleins­ten Zeh ihrer bis in die letzten Muskelzellen austrainierten Füße und Beine.

Die 18-Jährige kennt die bald 500 Jahre alten Gedanken des berühmtesten Naturphilosophen aller Zeiten nicht, aber sie weiß aus der Praxis womöglich besser als der italienische Superdenker,  wie Bewegung den Menschen beflügelt, antreibt, Glück schenkt und ein Dauerlächeln in die Gesichtszüge meißelt.

Aktuell: Dezember 2017, Alina Reh ist Straßenläufer des Jahres 2017. Im historischen Ratssaal in Würzburg wurde sie zum Auftakt der Jahres-Mitgliederversammlung von German Road Races (GRR) für ihre herausragenden Leistungen in der Saison 2017 ausgezeichnet.

Mit zwei U23-Rekorden über 10 km (31:38) und Halbmarathon (1:11:21) konnte dabei die 20jährige Alina Reh, die bereits als Jugendliche zweimal mit dem GRR-Nachwuchspreis ausgezeichnet wurde, ihre Vielseitigkeit auf der Bahn und im Cross bereits in diesem jungen Alter mit herausragenden Leistungen auf der Straße fortsetzen.

Mit zwei U23-Rekorden über 10 km (31:38) und Halbmarathon (1:11:21) konnte dabei die 20jährige Alina Reh, die bereits als Jugendliche zweimal mit dem GRR-Nachwuchspreis ausgezeichnet wurde, ihre Vielseitigkeit auf der Bahn und im Cross bereits in diesem jungen Alter mit herausragenden Leistungen auf der Straße fortsetzen.

Bis letztes Jahr rangierte Büffeln aufs Abi auf Rang zwei ihrer Prioritätenliste, natürlich immer hinter dem Laufen – gleich auf mit Papa, Mama und Bruder Reh, die ihre sportliche Karriere zu einem unzertrennlichen Winning-Team verschweißt. Stunde um Stunde begleiteten sie ihre Tochter als Teenager in Laufschuhen, später als Laufikone zwangsweise auf dem Rad. Sie ist einfach zu schnell.

Nur 15:51 Minuten benötigte sie bei der Deutschen Meisterschaft 2015 in Nürnberg, um den Deutschen Rekord über fünf Kilometer von 16:12 Minuten zu pulverisieren. Zwei Wochen zuvor holte sich die Lebensläuferin den Europameistertitel über 3000 und 5000 Meter.

Was für ein Gefühl – schnells­te Älblerin, schnellste der Republik, schnellste europaweit. Dabei gönnt sie sich mit jeder Trainingseinheit planmäßig eine Portion Lebensglück. Im Schnitt 100 Kilometer pro Woche, also 5200 Kilometer im Jahr nimmt sie „einfach ihre Beine in die Hand“. Ein paar Laufschuhe, Funktionskleidung und sonst nichts genügen, um ein lockeres 24 Kilometer-Läufchen über die Alb zu genießen. „Laufausflüge“ nennt sie diese Exkursionen im Wohlfühltempo am Wochenende. Unter der Woche holt Alina sich die nötige Wettkampfhärte bei gnadenlosen Intervalleinheiten. Doch sie liebt die Anstrengung und „die Zufriedenheit“, wenn der müde Körper bis in die Zehenspitzen signalisiert: „Ich habe was geleistet, ohne es zu merken und bei jedem Schritt gelacht.“

alina_reh_3BFW6660Alinas Leichtigkeit des Seins: „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft.“ Emil Zatopek (gestorben 2000), die tschechische Lauflegende, brachte die Bestimmung der Menschen auf den Punkt.

 

Laufend Erfolg: So fing´s an

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Das gab´s noch nie: Die Veranstalter kramten hastig in Starterlisten. Sie konnten nicht glauben, dass die Erstplatzierte ein neunjähriges Mädchen war.

Der sportlichen Familie Reh war früh bewusst, dass ihr Töchterlein Talent fürs Laufen besaß. Aber so schnell? Dies fiel der laufbegeisterten Mutter Silke erst in Kempten am 2. April 2006 wie Schuppen von den Augen. Den Fünfkilometerlauf wollten Papa und Alina gemeinsam bestreiten. Doch die 8-Jährige schoss alleine ins Ziel. Ergebnis: Gesamtrang fünf der Frauenwertung in 23:37 Minuten. Papa kam drei Minuten später – fix und fertig. „Tut mir einen Gefallen und macht Alina schnell“, riet Olympia­sieger Dieter Baumann den Eltern, der die junge Sportlerin live erlebt hatte. Weiß er doch, dass die Mutter als Marathonfrau eher lange Läufe in moderatem Tempo absolviert. Alina folgte dem Rat des in Blaubeuren gebürtigen Weltstars Baumann. Fortan standen samstags schnelle 10 x 200 Meterläufe, Hürdenläufe und Koordination auf dem Programm. Mit Mutter Silke lief sie mittwochs 3 x 800 Meter im Laichinger Wald.

„Ich find´s toll, draußen zu sein. Zum Laufen braucht man nichts – keine besondere Ausrüstung und ich kann bei jedem Wetter rennen“, schwärmte die Schülerin schon damals über eine dem Menschen geschenkte Mobilität (Interview Laufmagazin running-pur 2006). Schon fünf Monate später, am 24. 9. 2006 gewinnt Alina den Fünfkilometer-Lauf im Rahmen des Ulm-Marathons in einer Fabelzeit von 19:55 Minuten – vor allen erwachsenen Frauen. Die erste Stufe der bereits 9-jährigen Karriereleiter in die Weltspitze war erklommen.

 

Sphäre 1/2016, Seite 38-39, WEBcode 181052

 

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