Geben & Nehmen

Kultur: 150 Jahre Villa Laiblin in Pfullingen

Heute wird viel Geld verdient, aber zurück geben Reiche nur wenig. In Pfullingen lebte und wirkte einer dieses seltenen Menschentyps vor 150 Jahren: Louis Laiblin, Privatier und Mäzen. Er entschloss sich, seine Heimatstadt schöner zu machen.

Laiblin-Pavillon in Pfullingen: Das Wirken und Denken des Kunstmäzens Louis Laiblin (Foto rechts) soll in seinem historischen Pavillon wieder aufleben. (Historische Aufnahme des Pfullinger Pavillons, 1921; Foto-Burgemeister)

Was wäre diese Seele geworden ohne ihren Garten?“, fragt die Lyrikerin Elisabeth Rupp gleich zu Beginn ihres autobiographischen Romans „Im Zweige“ aus dem Jahre1922. Aber etwas Schönes gab es auch außerhalb des Zauns, der das häusliche Grün ihrer Großeltern in Reutlingen begrenzte: Louis Laiblins Park samt Pavillon in Pfullingen.

Rupp schreibt weiter in ihrem Buch: „Eine Wegstunde von R. entfernt besaß ein Verwandter, still und fürstlich in großem Park, eine Villa, Wagen und Pferde und einen fürchterlich bösen Hund, der mit wilden Sätzen am Gitter hinaufsprang uns bellte, wenn der Wagen mit uns die breite Einfahrt hinaufknirschte. Dann kam der Onkel händereibend und voll Willkommen aus einer entfernten Gartenecke, und sein junger Hausvogt, ein kleiner beweglicher Romane, half uns, überstürzt plaudernd, aus dem Wagen. Wir wurden mit allen erdenklichen Leckereien bewirtet, im Garten herum geführt und fotografiert.“ Rupp verfasst viele Gedichte, einige sind Louis Laiblin gewidmet. Sie lernt bei ihm den Reutlinger Holzschneider Wilhelm Laage kennen, der ihre Gedichtbände illustriert.

Laiblin stammte aus der seit 1722 durch Papierproduktion wohlhabend gewordenen Familie Laiblin. Louis Laiblin, geboren 1861, ging seinen eigenen Weg als Mäzen. Als Liebhaber von Kunst und Kultur unterstützte er seit dem frühen Tod seiner jungen Frau 1897 die Pfullinger Vereine mit großartigen Bauten zur Ausübung ihrer Aktivitäten. Dazu zählen die Pfullinger Hallen für Musik und Sport, der Schönbergturm für den Schwäbischen Albverein, das Schützenhaus, selbst der Erlenhof in idyllischer Lage im Westen der Gemarkung war als Künstlerkolonie gedacht.

Die Stadtgesellschaft profitierte nicht nur finanziell: So erhielten Kinder, Jugendliche und besonders Begabte Hilfeleistungen. Auch unterstützte er die Stadt bei etlichen Vorhaben und bei Personalengpass. Seine Heimatstadt sollte schön sein. So ließ er Plätze bauen und Alleen an mehreren Straßen pflanzen.

Besonders zugetan war er Kunstschaffenden und Literaten. Er beauftragte entweder direkt oder stand durch Kostenübernahmen von Drucken und Buchveröffentlichungen beiseite.

Es waren illustre Gäste, die vor rund 100 Jahren in der Villa Laiblin mit Park und Pavillons ein- und ausgingen. Louis Laiblin, Privatier und Mäzen, war mit vielen berühmten Künstlern und Künstlerinnen befreundet: Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse, Maler Klaus Stirner, Albert Fierz, Holzschneider Wilhelm Laage, Kunstprofessor Adolf Hölzel, die Lyrikerin Elisabeth Rupp und ihre Schwester, die Bildhauerin Maria Rupp, zählten dazu.

Louis Laiblin legte die Samenkörner für eine dauerhafte kulturfreundliche Entwicklung in Pfullingen. Im Laufe eines Jahrhunderts ging vieles verloren, aber auch vieles blieb. Daran knüpft der Geschichtsverein Pfulling jetzt an: Der Laiblin-Pavillon soll wieder leben.

Prof. Waltraud Pustal


Rund 125000 Euro kostet die Sanierung des Pavillons. Sie kann nur erfolgen, wenn mindestens die Hälfte über Spenden und Fördergelder getragen wird. Die andere Hälfte finanziert die Stadt. Der Geschichtsverein freut sich über Spenden (https://www.geschichtsverein-pfullingen.de/)

Geschichtsverein Pfullingen


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