- Krisenmanagement: Deutschland stark verschuldet
- Musterländle: Die Schwaben können sparen
- Modellregion: Wie verschuldet ist das Biosphärengbiet Schwäbische Alb
- Kommentar: Das macht mir Angst (klick hier >>)
In den Jahren 2009 und 2010 hat die Finanzkrise zu einem Anstieg der Staatsverschuldung geführt, wie es sie nach dem Zweiten Weltkrieg noch nie gegeben hat! Deutschland erfüllt die Maastricht-Kriterien nicht: Die Gesamtverschuldung beträgt derzeit 83,2 Prozent des Bruttosozialprodukts (BIP) statt der erlaubten 60 Prozent.
Drei Staaten wären zahlungsunfähig geworden, wenn die anderen EURO-Länder nicht frische Darlehen gegeben hätte: Griechenland, Irland, Portugal.
In Deutschland ist die Staatsverschuldung im Laufe eines einzigen Jahres um fast 10% gestiegen – das ist eine extrem starke Zunahme. Eventuell wird die Verschuldung in Zukunft um einige Prozentpunkte sinken, wenn aus der Bankenrettung sehr hohe Beträge zurückfließen. Aber gegenwärtig ist Deutschland eines der am höchsten verschuldeten Länder Europas
Beim Vergleich der Staatsverschuldung verschiedener Länder muss man berücksichtigen, dass die Volkswirtschaften verschieden groß sind. Deshalb wird die Gesamtverschuldung nicht in absoluten Geldbeträgen ausgedrückt, sondern in Beziehung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) gesetzt. Nach den Maastricht-Kriterien für die EURO-Währungsunion soll die Gesamtverschuldung 60% des BIP nicht übersteigen. – Für den 31.12.2010 nennt die Europäische Union folgende Zahlen
(Quellen: https://www.staatsverschuldung.de und https://epp.eurostat.ec.europa.eu)
Länder 2010:
Verschuldung
im Verhältnis
zum BIP2009:
Verschuldung
im Verhältnis
zum BIP2009:
Staatsschulden
pro Kopf in
LandeswährungEuro-
Zone
Belgien 96,8 % 97 % 30.382 EUR
Bulgarien 16,2 % 15 % 1.287,7 GGN
Tschechien 38,5 % 35 % 122.501,6 CZK
Dänemark 43,6 % 42 % 125.019 DKK
Deutschland 83,2 % 73 % 21.489,8 EUR
Estland 6,6 % 7 % 11.564,3 EEK
Irland 96,2 % 64 % 23.520,6 EUR
Griechenland 142,8 % 115 % 24.280,4 EUR
Spanien 60,1 % 53 % 12.211,9 EUR
Frankreich 81,7 % 78 % 23.139,2 EUR
Italien 119 % 116 % 29.324,1 EUR
Zypern 60,8 % 56 % 11.955,5 EUR
Lettland 44,7 % 36 % 2115,2 LVL
Litauen 38,2 % 29 % 8.091,4 LTL
Luxemburg 18,4 % 14 % 11.071,9 EUR
Ungarn 80,2 % 78 % 15.419,2 EUR
Malta 68 % 69 % 2.035.820,1 EUR
Niederlande 62,7 % 61 % 9.545,2 EUR
Österreich 72,3 % 66 % 21.049,7 EUR
Polen 55 % 51 % 17.945,4 EUR
Portugal 93 % 77 % 11.847,8 PLN
Rumänien 30,8 % 24 % 5.420,2 RON
Slowenien 38 % 44 % 6.159,8 EUR
Slowakei 41% 36 % 4.172,9 EUR
Finnland 48,4 % 44 % 22.034,6 EUR
Schweden 39,8 % 42 % 139.769,3 SEK
Großbritannien 80 % 68 % 15.419,2 GBP
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Wie gut wirtschaften die Bundesländer Deutschlands
Baden-Württemberg auf Platz 3
Der sprichwörtliche Sparsamkeit der Schwaben schlägt sich im Ländervergleich positiv nieder. Den geringsten Schuldenstand weisen Sachsen (knapp 12,3 Milliarden Euro), Mecklenburg-Vorpommern (12,4 Milliarden Euro) und das Saarland (13,2 Milliarden Euro) auf. Grund zur Freude gibt es bei den Saarländern aber auch nicht. Denn: Bei der Pro-Kopf-Verschuldung liegt das Saarland mit 12.837 Euro pro Einwohner auf Platz vier. Spitzenreiter ist hier Bremen mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 24.470 Euro pro Einwohner gefolgt von Berlin (17.433 Euro je Einwohner) und Hamburg (13.669 Euro je Einwohner).
Bundesländer in Euro pro
Einwohner
Bremen 24470
Berlin 17433
Hamburg 13669
Saarland 12837
Schleswig-Holstein 10267
Sachsen-Anhalt 9967
Rheinland-Pfalz 9949
Nordrhein-Westfalen 9604
Niedersachsen 8111
Thüringen 8048
Brandenburg 7841
Hessen 7831
Mecklenburg-Vorpommern 7495
Baden-Württemberg 5941
Bayern 3447
Sachsen 2938
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(Quelle: Bund der Steuerzahler)
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Wie gut wirtschaften die Gemeinden des Biosphärengbiets Schwäbische Alb
Schulden in der Modellregion
Römerstein ist einsame Spitze, zumindest was den kontinuierlich sparsamen Umgang mit den finanziellen Ressourcen angeht. 71 Euro Soll pro Nase (2009) sind wenig. Dass es auch eine Null-Verschuldung gibt, demonstrierte einzig die kleine Albgemeinde Grabenstetten die 1998 bis 2003 total schuldenfrei war. Die rote Laterne im Biosphärengebiet schwenkt die Gemeinde Beuren: Dauerhaft stehen die Bürger mit über 2000 Euro in der Kreide. Sie rackern sich also Jahr ein, Jahr aus für einen Batzen Zinsen ab.
Tabelle: Schuldenstand der Kernhaushaushalte und Eigenbetriebe der Gemeinden (1); Sie können die Daten der Spalten per Mausklick sortieren lassen.
Land-
kreisGemeinden im
Biosphärengebiet2009
in Euro2006
in Euro2000
in Euro
RT Bad Urach 1083 916 652
RT Dettingen Erms 221 285 524
RT Eningen Achalm 1190 1496 1429
RT Gomadingen 225 379 87
RT Grabenstetten 296 320 0
RT Hayingen 894 1231 574
RT Hülben 147 203 172
RT Lichtenstein 305 376 197
RT Metzingen 667 993 950
RT Münsingen 928 1029 1107
RT Pfullingen 1144 1130 874
RT Reutlingen 1337 1344 315
RT Römerstein 71 39 91
RT St. Johann 728 748 599
RT Zwiefalten 1059 1073 908
ES Beuren 2012 2258 2410
ES Bissingen a. d. Teck 768 851 336
ES Dettingen u. Teck 590 717 652
ES Erkenbrechtsweiler 590 717 652
ES Kohlberg 666 574 486
ES Lenningen 140 89 103
ES Neidlingen 1247 1539 853
ES Neuffen 587 562 614
ES Owen 675 644 882
ES Weilheim a. d. Teck 712 840 640
UL Ehingen 614 986 669
UL Lauterach 407 607 848
UL Schelklingen 815 1056 737
UL Westerheim 168 242 382
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- (Quelle: Statistikportal.de)
- (1) Kreditmarktschulden zum 31.12.d.J. ohne Schulden der rechtlich selbständigen kommunalen Einrichtungen und Unternehmen.
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Wie Dr. Carmina Brenner, die Präsidentin des Statistischen Landesamtes feststellte, waren die baden-württembergischen Gemeinden einschließlich ihrer Eigenbetriebe am 31. Dezember 2009 mit rund 9,5 Milliarden Euro am Kreditmarkt verschuldet. Dabei fielen 4,3 Mrd. Schulden auf die Kämmereihaushalte und knapp 5,2 Mrd. auf die kommunalen Eigenbetriebe2). Gegenüber dem Vorjahr stieg der »kommunale Schuldenberg« damit um 195 Millionen bzw. 2,1 Prozent an. Während die Kämmereihaushalte einen Rückgang der Schulden um 28 Mill. verzeichnen konnten, ist der Schuldenstand der Eigenbetriebe um 223 Mill. gegenüber dem Vorjahr angestiegen.
Die Landkreise und ihre Eigenbetriebe waren zusätzlich mit gut 1,3 Mrd. Euro verschuldet, konnten die Kreditmarktschulden damit gegenüber dem Vorjahr um 40 Mill. Euro verringern. Die kameralen Zweckverbände waren zum Stichtag mit 729 Millionen Euro am Kreditmarkt verschuldet, gegenüber dem Vorjahr ein Plus von knapp 210 Millionen Euro.
Die durchschnittliche Pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinden (inkl. ihrer Eigenbetriebe) lag Ende 2009 bei 883 Euro (2008 bei 864 Euro). Dabei zeigt sich, dass die Schulden je Einwohner mit zunehmender Gemeindegröße in der Tendenz zunehmen und die Spannweite innerhalb einer Gemeindegrößenklasse sehr groß sein kann. Im Land haben 287 Gemeinden eine höhere Schuldenlast je Einwohner zu tragen als im Landesschnitt. Darunter sind 24 Gemeinden sogar mit mehr als 2 000 Euro je Einwohner verschuldet, unter ihnen zahlreiche Kurorte bzw. Fremdenverkehrs-Gemeinden.
Die Kreditmarktschulden der rechtlich selbständigen Unternehmen, an denen Gemeinden und Landkreise überwiegend beteiltigt sind, lagen zum 31.12.2009 bei insgesamt 19,9 Mrd. Euro. Das sind 3 Mrd. Euro mehr als im Vorjahr.
Sphäre-Wissen
- Hinweis 1: Während die Eigenbetriebe i.d.R. zu 100 Prozent einer Gemeinde oder einem Landkreis zugeordnet werden können und somit auch deren Schulden, ist es bei den öffentlich-rechtlichen und rechtlich selbständigen FEU nicht ohne weiteres möglich, deren Schulden den beteiligten Gemeinden/Gemeindeverbänden anteilig zuzuordnen. Da der Prozess von Auslagerungen kommunaler Aufgaben – und somit ggf. der Schulden – aus den Kernhaushalten mit einer regional recht unterschiedlichen Dynamik abgelaufen ist und noch abläuft, sind Vergleiche der einzelnen Kommunen untereinander äußerst kritisch zu betrachten.
- Hinweis 2: Bei der Betrachtung von (hoch)verschuldeten Gemeinden ist zu beachten, dass die Höhe der ausgewiesenen jeweiligen kommunalen Verschuldung – absolut als auch in Bezug zur Einwohnerzahl – zunächst lediglich einen Faktor zur Beurteilung der wirtschaftlichen Situation einer Gemeinde darstellt. Er ist nicht alleiniger Maßstab, der geeignet ist, die Wirtschaftlichkeit kommunalen Handelns zu beurteilen. Hierzu bedarf es in der Regel einer differenzierteren Betrachtung „vor Ort“, insbesondere in welchem Zusammenhang die Verschuldung entstanden ist und welche Vermögenswerte bzw. (künftige) Erlöse diesen gegenüber stehen. Letzteres ist im Rahmen der amtlichen Statistik allerdings noch nicht möglich.
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