Münsingen-Bremelau

Der böse Geist von Bremelau

Im Feldstück „Winkel“ auf der Schafweide zwischen Bremelau und Hundersingen, in der Nähe eines alten Grabhügels, wollen viele Leute zur Nachtzeit einen großen Mann gesehen haben, der den Kopf unter dem Arm trug. Immer wenn dies geschah, gerieten die Bewohner der Gegend in helle Aufregung und sie suchten nach einer Erklärung für die Ruhelosigkeit des Geistes: er sei geköpft worden, sagten die einen, weil er ruchloses getan und als schlimmer Mordbrenner durch die Gegend gestreift sei. Man habe ihn um einen Kopf kürzer gemacht, weil er harmlose Wanderer schlachtete, wollten andere wissen.

Einmal ging ein junger Bursche von Hundersingen nach Bremelau, um seine Liebste zu besuchen. An allerlei nette und neckische Dinge dachte er, als plötzlich der Geist vor ihm stand: ohne Kopf, riesengroß und furchteinflößend. Der Bursche schrie laut auf, machte kehrt und raste davon. Der Geist nahm die Verfolgung auf, keuchend und schnaufend, aber der Hundersinger war schneller, erreichte das Dorf und war gerettet. Der Bursche wagte es niemals wieder, bei anbrechender Dunkelheit nach Bremelau zu gehen. Sein Mädel wurde ihm treulos, was der Bursche dem bösen Geist anrechnete.

Ähnliche Fälle häuften sich, der kopflose Geist wurde immer kühner, zuletzt kam er bei hellichtem Tag auf die Felder. In den 1860er Jahren waren zwei Dienstmägde aus Bremelau draußen, um Disteln zu stechen. Mitten im schönsten Gespräche stand der Kopflose vor ihnen. Wild schreiend und kreischend rannten sie davon, erreichten das Dorf und waren anschließend nicht mehr dazu zu bewegen, ohne Geleit ins Feld zurückzukehren. Man versuchte damals alles, um den Geist zu bannen – vergebens!

1902 untersuchten Männer die vorzeitlichen Gräber, die man in der Gegend hier und da antrifft. Als sie den Grabhügel im „Winkel“ öffneten, fanden sie das Skelett eines hünenhaften Mannes, mit riesig starken Knochen, von Süden nach Norden liegend. Der zerdrückte Schädel lag an dessen rechter Seite, der Unterarmknochen darüber. Die Männer bargen das Skelett. Von Stunde an wurde der Geist niemals wieder gesehen und gehört.

 

Zusammengetragen und neu erzählt durch den Münsinger Stadtarchivar Steffen Dirschka auf Grundlage der Quellen: 1. Blätter des Schwäbischen Albvereins, XIV. Jahrgang 1902, Nr. 5, S. 152-154; 2. Blätter des Schwäbischen Albvereins, XIV. Jahrgang 1902, Nr. 12, S. 395; 3. Schwäbisches Tagblatt, 13.02.1948 

Zusammengestellt von: Steffen Dirschka, Stadtarchivar Münsingen

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