Münsingen-Rietheim

Die „Ausländer“ oder „Außereuropäer“

Mitte des 19. Jahrhunderts besuchte einmal der Schulrat die Gemeinde Rietheim. Er war zufrieden mit den Leistungen. Was ihm aber weniger gefiel, das war die an Geiz grenzende Sparsamkeit der Gemeinderäte, die, galt es Ausgaben für die Schule zu bewilligen, immer die billige Begründung zur Hand hatten: „Mir hänt’s au et g’hätt ond send doch groß worre!“ So stieß dann der Schulrat, als er die Anschaffung einer Wandkarte von Europa verlangte, auf Widerstand. Die Gemeinderäte samt dem Schultheißen schüttelten den Kopf und der letztere meinte: „E‘ Kart von Europa? Mit Verlaub, des brauche‘ mir net! Von onsre Kender kommt ja doch nie ois nach Europa!“ Und die anderen nickten zustimmend. So haben sich die Rietheimer selbst von Europa ausgeschlossen und werden darum bis heute als „Außereuropäer“ verlacht.

Zusammengestellt von: Steffen Dirschka, Stadtarchivar Münsingen

 

Der Littstein-Geist

A paar hundert Johr ischt des schau her,

also ischt des schau a alta Mähr.

Do hot’s in Münsinga an Stadtschultes gea,

do send solche Herra no et Bürgermoischter gwea.

Dea hent die Mensinger überhaupt et möga,

des ischt beim Jetziga anderscht dagega.

 

Der hot ällerhand domme Stroich dau,

au d‘ Bürger et zu ihrem Recht komma lau,

drom henten de Maischte zeitlebens verflucht.

Und mo er seine irdische Hülla hot falla lau,

hentse sein Goischt en a Flasch nei dau,

guat zu gmacht und inds Schloss Littstoi nei gsperrt,

noch hot ma viel Jahr nix mai drvo g’hört.

 

Viel Johr später sei des noch gwea,

do häb ihn ebber im Wald sprenga seah

und des sei seller Mensinger Stadtschultes gwea.

Niemand hot do mai in Littstoiwald wella,

ma hot halt Angst ghet vor dem Gsella.

Jetzt ka mr wieder en Littstoiwald nei,

dui Flasch wird sicher längscht ausdrocknet sei.

 

Gedicht von Emilie Weible nach einer alten Überlieferung

Zusammengestellt von: Steffen Dirschka, Stadtarchivar Münsingen

 

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