Neuffens Blaumännle

Der Geist von Neuffen

 

Der Geist von Neuffen

In den Felsklüften des Hohenneuffen wohnten einst kleine Geistlein, die Erdwichtele. Während des Sommers und bis in den Herbst hinein kamen sie oft zu den Bauern auf die Felder und halfen ihnen bei ihrer Arbeit. Aber sie waren scheu, redeten kaum und arbeiteten am liebsten des Nachts, wenn’s niemand sehen konnte. Es durfte zum Beispiel zur Erntezeit nur jemand anfangen, ein Kornfeld zu mähen, so war es am andern Morgen schon geschnitten. Etliche Male kamen die Erdwichtele nachts auch zu den letzten Häusern von Neuffen und gingen dort den Menschen zur Hand.

Eines der Geistlein trug ein blaues Gewand; deswegen hießen es die Leute das Blaumännle oder auf Schwäbisch Blaumale. Den Fuhrmännern war es besonders gut bekannt. Wenn die Bauern von Hülben, von Grabenstetten und Böhringen die steile Steige auf die Alb hinauffuhren und die Pferde vor Müdigkeit fast nicht mehr die schwerbeladenen Karren ziehen konnten, dann war das Blaumännle zur Stelle, sprach Menschen und Tieren Mut zu, schob und zog und half den Berg hinauf. Aber nur die ordentlichen und freundlichen Fuhrleute konnten mit seiner Hilfe rechnen. Fing einer an zu fluchen, zu schreien und mit der Peitsche auf die Pferde einzuschlagen, so konnte er am besten gleich wieder umkehren. Denn flugs setzte sich das Blaumännle auf den Karren, und niemand vermochte ihn dann mehr von der Stelle zu bringen.

 

Zur Verfügung gestellt vom Albengel am Schopflocher Moor, besser als Otto-Hoffmeisterhaus bekannt

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