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Pfullingen: Pfullinger Unterhos – Wackerstein – Nebelhöhle – Schloss Lichtenstein
Wer den Himmel auf Erden sucht, wird selten fündig. Es sei denn, er steigt die 112 Stufen des Schönbergturms hinauf. Hier oben liegt die Erde zu Füßen umspannt vom sommerklaren Firmament.
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GPS-Wandertour: Himmel trifft Erde
Wer den Himmel auf Erden sucht, wird selten fündig. Es sei denn, er steigt die 112 Stufen des Schönbergturms hinauf. Hier oben liegt die Erde zu Füßen umspannt vom sommerklaren Firmament.
- Start/Ziel: Parkplatz Schloss Lichtenstein
- ■■ Tour: 2 Schleifen; 18,3 km / 690 Hm.
- Höhe: min/max 594/817 m
- Gehzeit: 6 Std. / mittel
- Pause: Restaurant Nebelhöhle, Schloss Lichtenstein, Schönbergturm
- Sehenswert: Nebelhöhle, Wackerstein, Schönbergturm, Schloss Lichtenstein
SPHÄRE-Steckendaten/-Profil
Profil Sphäre-Tour: Pfullinger Unterhos – Wackerstein – Nebelhöhle – Schloss Lichtenstein
GPS-Wandertour: Himmel trifft Erde
Nur 24 Meter bringt der Schönbergturm den Menschen näher ans Himmelszelt. Doch der Horizont, der sich hier vor dieser Albanhöhe verneigt, liegt unendlich fern, so als blicke man von einem Mastkorb hinweg über die Gischt der sieben Weltmeere.
Land in Sicht: Das Panorama der „Unterhos“, wie die Pfullinger den eigenwilligen Zwillingsturm nennen, verliert sich in den sanft wogenden Weiten der Filderebene. Wie Inseln verschieben bei klarer Sicht die scharfen Bergkonturen des Schwarzwaldes den Horizont in den Himmel. Richtung Südwesten fallen die Steilküsten der Schwäbischen Alb in den Dunst des Neckartals. Vor dem Bug des Turmes wogt und strömt das Leben im Häusermeer von Pfullingen und Reutlingen.
Doch nicht nur am Schönbergturm trifft der Himmel die Erde. Auch die vielen Felsvorsprünge wie der Wackerstein (Foto unten) holen das Stahlblau des Firmaments hinab an jenen Ort, wo vor 180 Millionen Jahren tatsächlich ein Ozean toste – das Jurameer.
Diese Urzeitgewässer schließlich verantworten das einmalige Kalkgestein, aus dem die Schwäbische Alb besteht. Zerklüftet wie ein Schweizer Käse durchziehen unterirdische Kanäle das Gebirge. Diese bislang aussichtsreiche Wanderung führt nun zu den Schattenseiten des Lichts. Die 302 Meter lange Nebelhöhle zählt zu den attraktivsten Schauhöhlen der Schwäbischen Alb. Durch Plattentektonik hervorgerufene Bewegungen hoben Süddeutschland aus dem Urmeer. Diese gewaltigen Kräfte schlugen Spalten und zerrissen das Gestein. Regen sickerte in die Klüfte und schuf so im Laufe der Zeit vorwiegend durch Kalkauslösung die Höhlen in ihrer heutigen Gestalt samt den knorrigen Tropfsteinen. In der Nebelhöhle wachsen diese Steinzapfen ein bis drei Zentimeter in 60 bis 80 Jahren.
Von den schlanken Tropfsteinen der Albhöhlen quer über die Kieselschwamm- und Korallenriffe des Jurameeres ist der Weg zu den herrschaftlichen, goldgelben Kalksteinmauern des Schlosses Lichtenstein nicht mehr weit.
170 Jahre jung ist das Traumschloss Lichtenstein. Die Idee zu diesem Märchenparadies entsprang der Phantasie eines Literaten. Der Roman „Lichtenstein” von Wilhelm Hauff (1802 – 1827) inspirierte Wilhelm Graf von Württemberg. Er ließ 1842 eine möglichst authentische Ritterburg nachbauen. Heute zählt die Festung zu den meist besuchten Sehenswürdigkeiten. Hier genoss der Graf zwar nicht die grandiose Aussicht des Schönbergturms. Doch ist er dem Himmel über der Erde auch sehr nah. Exakt 817 Meter höher als der Wasserspiegel der Ozeane des 21. Jahrhunderts.
Urmeer: Wie Inseln ragen Alb-Sporne in den Himmel
Der Turm steht auf dem Schönberg dessen Gipfel ein fast ebenes Plateau bildet. Der Blick entlang der schroffen nordwest gerichteten Albkante beeindruckt. Den Turm hatte in den Jahren 1905/06 der Schwäbische Albverein erbauen lassen. Kosten: 17000 Mark (heute etwa 200000 Euro). Der 28 Meter hohe Schönbergturm, der im Volksmund seiner Form wegen auch als Pfullinger „Unterhose“ bezeichnet wird, war die erste Stahlbetonkonstruktion dieser Art. Im Jahr 2006, zum 100-jährigen Bestehen des Turmes, wurde ihm eine überdimensionale Unterhose angezogen. Beide Turmsäulen führen auf die in 24 Metern Höhe gelegene Aussichtsplattform.
Nebelhöhlenfest
Das Nebelhöhlenfest geht zurück auf einen Besuch des Kurfürsten Friedrich I im Jahre 1803. Für diesen Besuch wurde die Höhle über einen bequemen Weg erschlossen und mit über 1000 Kerzen hell erleuchtet. Die Besucher waren von der Illumination begeistert, so dass sich in den Folgejahren der Brauch entwickelte, einmal jährlich, am Pfingstmontag, die Nebelhöhle festlich auszuleuchten. Das Nebelhöhlenfest war entstanden.
Mehr Infos: www.hoehlenwelten-sonnenbuehl.de
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Printausgabe: Sphäre 2/2016, Seite 22-23
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