Sonnenbühl: Grenzgängerweg
Historische Grenzsteine entlang des Weges inspirierten den Sonnenbühler Sternekoch Gerd Windhösel zu einer Wanderempfehlung. Sphäre nimmt diesen 23 Kilometer langen Ausflugstipp bei Erpfingen unter die Schuhsohlen.
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GPS-Wandertour: Grenzenlos
Historische Grenzsteine entlang des Weges inspirierten den Sonnenbühler Sternekoch Gerd Windhösel zu einer Wanderempfehlung. Sphäre nimmt diesen 23 Kilometer langen Ausflugstipp bei Erpfingen unter die Schuhsohlen.
- Start/Ziel: Parkplatz Feriendorf Sonnenmatte
- ■■ Tour: 23 km / 490 Hm.
- Höhe: min/max 710/850 m
- Gehzeit: 5 Std. / leicht
- Pause: Bärenhöhle, Feriendorf Sonnenmatte, Gasth. Hirsch Erpfingen
- Sehenswert: Bärenhöhle, Freizeitpark Traumland, Ostereiermuseum
SPHÄRE-Steckendaten/-Profil
Profil Sphäre-Tour: Erpfingen – Feriendorf Sonnenmatte – Bärenhöhle – Burg Hohenerpfingen – Erpfingen
GPS-Wandertour: Grenzenlos
Ein Erpfinger heiratet eine Stettenerin. „War das eine Sensation“, schmunzelt Gerd Windhösel über die vor 35 Jahren ungewöhnliche Vermählung. Denn eine Ehe zwischen zwei Menschen die eigentlich nur drei Kilometer von einander aufwuchsen, war damals tabu.
Das enge, malerische Tal, zwischen diesen beiden Albdörfern nämlich führte nicht zueinander, sondern trennte: Hier verlief die Grenze zwischen Preußen und Württemberg. Beide Königreiche markierten ihr Territorium nicht nur mit Grenzsteinen und Ritterburgen, sondern sie vernagelten auch Handeln und Denken der Untergebenen. Drei Kilometer genügten, um anders zu glauben – lutherisch in Erpfingen, katholisch in Stetten. Es wurde mit anderer Münze gezahlt, mit zweierlei Maß gemessen und geredet zwar schwäbisch, allerdings so, dass man sich hüben wie drüben bisweilen nur schwer verstand.
Viel Grün – grenzenlose Weiden prägen hier die Alb.
In den Köpfen der Grenzbewohner hatten sich über Jahrhunderte die Schlagbäume gesenkt. „Nicht selten ging die Dorfjugend deshalb aufeinander los“, erinnert sich der Sternekoch des Hotel Restaurant Hirsch an seine Sturm-und-Drang-Zeit. Genau an dieses Gefühl der Beengtheit wollte Windhösel erinnern, wenn man in maximaler Bewegungsfreiheit die endlose Weite der Sonnenbühler Kuppenalb auf dem südöstlichen Teil der Tour erwandert – im Kontrast zu den dunklen Wäldern und tiefen Tälern im Nordwesten.
In Europa gibt es heute faktisch keine Grenzen mehr. Das Loblied von Frieden ist angestimmt. Doch die Schranken im Kopf schließen, sobald der eine mehr besitzt als der andere, womöglich deshalb, weil man nach eigenen Regeln spielt? Stichwort Euro-Stabilitätspakt.
Grenzfestung – die Burg Hohenerpfingen thront 75 Meter überm Erpftal.
Erpfingens zertifizierter Wanderweg erinnert nicht nur an die historische Bedeutung der 20 Grenzsteine. Eine der Schautafeln skizziert auch ein weit jüngeres Drama: die Bombenlöcher im „Dicken Hau“. Gegen Ende des 2. Weltkrieges flogen die Alliierten Luftangriffe gegen das ehemalige Munitionsdepot auf der Haid. Sie hinterließen zahlreiche heute noch sichtbare Krater im Waldgebiet. Die Folgen sind bis heute spürbar – Holzfäller finden in den Baumstämmen immer wieder Splitter von Geschossen.
Auf dieser Tour grüßen bei Föhnwetterlage bisweilen die Gipfel der Alpen. Die Route streift die Bärenhöhle, samt attraktivem Freizeitpark, die Sommerbobbbahn und Klettergarten. Wer am Grenzgänger übernachten will, ist im Hirsch willkommen, im Feriendorf oder auf dem Camping-Gelände.
Freizeit-Mekka: Grenzenlos die Alb erfahren
Rund um Erpfingen ist touristisch viel geboten: Rund 23 Kilometer lang ist der von der Gemeinde Sonnenbühl in Auftrag gegebene und 2016 vom Deutschen Wanderinstitut zertifizierte Rundweg. Die gut ausgeschilderte Strecke verläuft vorwiegend auf Schotter sowie Wiesenwegen. Nicht nur die historischen Steine am Wegrand der Grenzgänger-Tour sind einen Ausflug wert, sondern auch die vielen Sonnenbühler Freizeitangebote der Gegenwart: Schauhöhlen, Freizeitpark, Klettergarten, Sommerbobbahn. Besonders hervorzuheben ist, dass Radler und E-Biker ein Feldwegenetz vorfinden, das die touristischen Highlights der Alb auf schönste Weise verbindet. Wie wäre es mit einer Höhlentour – von der Bärenhöhle zur Nebelhöhle, vorbei am Schloss Lichtenstein?
Urlauben in Erpfingen
Urlaubsstimmung pur – einen Steinwurf vom Grenzgängerweg entfernt thront in luftiger Höhe das Feriendorf Sonnenmatte (Foto links).
Geschmack pur – im Romantik Hotel und Restaurant Hirsch kredenzt Sterne-Koch Gerd Windhösel und sein Küchenteam Alblamm, Sonnenalbgalloway, Albbüffel oder Bio-Gemüse vom örtlichen Erzeuger. Dies ist dem „Michelin“ seit 21 Jahren ohne Unterbrechung eine Auszeichnung wert.

Täler können auch trennen – links liegt Stetten, rechts das Dorf Erpfingen.
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Printausgabe: Sphäre 2/2017, Seite 22-23
WEBcode #17223