Münsingen-Bichishausen: „hochgehgrenzt“
Anstrengungen bis an die eigene Grenze garantiert maximale Wanderlust. Wenn die Trekking-Tour dann noch durch historische Grenzregionen verläuft, wird man sich schnell seiner Freiheit im Europa ohne Schlagbäume bewusst.
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Foto oben: Angela Hammer, hochgehberge
GPS-Wandertour: hochgehgrenzt
Anstrengungen bis an die eigene Grenze garantiert maximale Wanderlust. Wenn die Trekking-Tour dann noch durch historische Grenzregionen verläuft, wird man sich schnell seiner Freiheit im Europa ohne Schlagbäume bewusst.
- Start/Ziel: Parkplatz Bichishausen nähe Bootshaus oder Reichartsberg
- ■■ Tour „hochgehgrenzt“: 6,1 km / 153 Hm.
Höhe: min/max 620/755 m - Gehzeit: 3 Std. / mittel
- Pause: Grillstelle Reichartsberg, Sehenswert: Zollhaus, Aussicht und Wacholderheide am Schachenberg, historischer Grenzstein
SPHÄRE-Steckendaten/-Profil
Profil Sphäre-Tour: Bichishausen – Schachenberg – Richtung Bremelau – zurück hinunter durch Langes Tal – Bichishausen
GPS-Wandertour: hochgehgrenzt
Die Mischung ist perfekt: Diese Wandertour mit dem offiziellen Namen „hochgehgrenzt“ ab Bichishausen aus dem Tal der Großen Lauter hinauf Richtung Bremelau sorgt mit seinen 153 Höhenmetern einerseits für eine ordentliche Muskelspannung in den Waden, andererseits aber fordert sie auch ein wenig den Geist. Zumindest wenn man sich mental auf die historischen Besonderheiten dieses Alblandstrichs einlässt.
Großes Lautertal – Riffe des urzeitlichen Jurameeres finden sich als Kuppen auf der Albhochfläche oder als Felsnadeln herauspräpariert wieder.
Denn die Dörfer Bichishausen, Gundelfingen und Bremelau führten im 17. Jahrhundert ein abgeschottetes Inseldasein. Um sie herum verlief die Grenze zu Württemberg. Die drei Albdörfer selbst gehörten seit 1637 zum Hause Fürstenberg, einem schwäbischen Adelsgeschlecht. Die Bewohner und Händler Vorort aber wussten die unterschiedlichen Bestimmungen und Steuern zu ihrem Vorteil zu nutzen.
Der Wanderer begegnet auf dieser landschaftlich reizvollen Tour über Wacholderheiden, vorbei an Feldern und durch Wälder daher einigen Zeitzeugen. Ein verwitterter Grenzstein beispielsweise belegt die ehemals kleinteiligen Herrschaftsansprüche auf der Schwäbischen Alb.
Aber auch die Deutungsansprüche der Bibelgeschichte zogen harte Scheidelinien durchs Gebirge. Je nach Konfession, ob katholisch oder evangelisch, markieren deren typische Kirchen, Kapellen oder Bildstöcke das Territorium der jeweiligen Glaubensgemeinschaft.
Badespaß – stets angenehm kühl.
Welche Auffassung vom Leben einer modernen Gesellschaft im Einklang mit der Natur vorherrscht, markiert heute eine neuzeitliche Abgrenzung: Wer gehört zum UNESCO Biosphärenreservat, wer nicht? Die Gebietskulisse verengt sich bei Bichishausen zu einem ungewöhnlichen Flaschenhals. Denn das Örtchen Mehrstetten im Osten des Lautertals, theoretisch mitten im Biosphärengebiet, entschied sich gegen eine Mitgliedschaft.
Markante Felstürme – hier waren Schwämme am Werk.
Darum wird es dort auch keine Wandertour unter dem frohsinnigen Label „hochgehberge“ geben. Hoch gehen, um runter zu kommen. Im Takte dieser Überschriftenmelodie reklamiert nicht nur die Bichishausener Route ihr zertifiziertes Biosphärenniveau. Am 19. Mai 2019 feiern am Hohenneuffen weitere fünf Biosphären-Wanderungen ihre offizielle Eröffnung: hochgehkeltert, hochgehfestigt, hochgehbürzelt, hochgehhütet und hochgehsprudelt. Im Rahmen des zehnjährigen Jubiläums der UNESCO-Anerkennung machen die Gemeinden Beuren, Neuffen, Gomadingen und Münsingen dann richtig Lust auf „hoch gehen“. 15 weitere Biosphären-Premiumstrecken werden in den nächsten Monaten folgen.
Wanderlust: „Hoch gehen“ wird Biosphären-Trend
Die Wanderregion Mittlere Schwäbische Alb wirbt künftig unter der neuen Produktmarke „hochgehberge“ um die Gunst der Wanderer. Dies hatten die Landkreise Esslingen und Reutlingen, die Tourismusgemeinschaft Mythos Schwäbische Alb und die Geschäftsstelle des Biosphärengebiets sowie 18 Gemeinden im November 2017 beschlossen. Mit dieser GPS-Tour beschreibt Sphäre exemplarisch eine dieser Strecken. Bestehende und weitere noch zu zertifizierende Prädikatswanderwege sollen Zugänge zu ganz unterschiedlichen Landschaftsformationen eröffnen. „hochgehberge“ ist die Antwort auf die schon länger professionell angepriesenen Regionen wie Schwarzwald, Bodensee oder das Allgäu. Andere Alb-Landkreise firmieren bereits mit griffige Marken wie „WeltkulTour“, „Löwenpfade“ und „Albtraufgänger“. Mehr infos unter hochgehberge.de
Rast und Gemütlichkeit
Wie ein roter Faden ziehen sich Rast und Gemütlichkeit durchs Lautertal. In Bichishausen empfängt sie das Gasthaus Hirsch mit schwäbischer Küche. Das Bootshaus bei der Kanuverleihstation lockt mit regionalen Speisen. Das Landhotel Wittstaig, wenige Autominuten südlich, bietet „regional-kreative Küche b’sonders zubereitet“. Etwas nördlich kocht Familie Schenzle vom Gasthof Rössle in Hundersingen für Einkehrer. In Buttenhausen gibt´s gedeckten Tisch im Café Ikarus. Alle Empfehlungen verwöhnen mit Biergarten und Terrasse.
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Printausgabe: Sphäre 1/2019, Seite 46-47
WEBcode #19147 und WEBcode 222102