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Bernstadt / Amstetten: Lonetal Rad- & Wandertour – auf den Spuren der Menschwerdung
GPS-Wintertour: Zeitsprung
Eiszeit, Heißzeit – das 30 Kilometer lange Lonetal spannt anschaulich wie kein anderer Ort den Bogen der Menschwerdung von gestern bis heute. Als Zeitsprung in Wanderschuhen öffnet diese 11 Kilometer lange Sphäre-Wintertour ein Fenster in die Vergangenheit.
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Viel Ruhe:Wo weder Straßen noch Besiedlung lärmen. Das Lonetal zählt mit seinen 30 Kilometern zu den längsten Trockentälern Deutschlands.
■■ Lonetal-Wanderung:
- Strecke: 11 km / 203 Höhenmeter
- Start/Ziel: Parkplatz nörd- lich von Bernstadt
- Höhe: min/max 515/585 m
- Gehzeit: 3:00 Std. / leicht
■■ Lonetal-Radrunde:
- Strecke: 77 km / 710 Höhenmeter
- Start/Ziel: Amstetten – Lonetal – Hürben – Amstetten
- Fahrzeit: 5:30 Std. / leicht
Es ist kalt, sehr kalt im Lonetal. Nein, nicht die milden Temperaturen unseres klimaerwärmten Winters sind gemeint (siehe Fotos), sondern die Minusgrade der Eiszeit vor rund 40000 Jahren. Das Thermometer (sofern es das damals gegeben hätte) zeigte etwa zehn Grad Celsius weniger an als heute.
In den vergletscherten Alpen lugten nur die höchsten Gipfel aus dem gleißend weißen Eis. Nördlich der Linie Magdeburg-Bielefeld türmte sich das gefrorene Nass allmählich ansteigend sogar bis auf 3800 Meter Höhe bei Östersund in Schweden. Der Meeresspiegel lag 90 Meter unter dem der heutigen Zeit.
Nur ein schmaler grüner Streifen dazwischen in Mittel- und Süddeutschland bot unseren Vorfahren akzeptable Bedingungen. Der Neandertaler und Homo sapiens erlebten hier das unterkühlte Deutschland und besonders die mit Höhlen gesegnete Umgebung des Lonetals (auch die Höhlen bei Schelklingen und Blaubeuren) quasi als Paradies. Über die offene Steppenlandschaft zogen bis zu sechs Tonnen schwere Mammuts. Es grasten Wollnashörner und Riesenhirsche mit bis zu vier Metern mächtigem Geweih. Mitten drin huschten kleine Wesen auf zwei Beinen. Sie jagten, sie sammelten, sie wurden Mensch.
In Höhlen der Albtäler entdeckten Forscher künstlerische Schnitzarbeiten. Funde wie die weltberühmte Venus oder Knochenflöten bezeugen den kulturellen Aufstieg der Menschheit. Vor diesem Hintergrund wird diese Sphäre-Winterwanderung durch eines der mit 30 Kilometern längsten Trockentäler Deutschlands doppelt interessant (Foto ganz oben). Nicht nur, weil unser warmer Winter grob das Gefühl eines Eiszeitsommers simuliert – vom Sonnenstand mal abgesehen. Besonders aber, weil die Tour entlang der ausgetrockneten Flussschleifen eine Frage aufdrängt: Wie hatte es hier wohl in Urzeiten ausgesehen? An den Hängen ragen skurrile Jurafelsen zwischen den laublosen Buchen in den glasklaren Winterhimmel. Das sind Reste von Korallenriffen. Sie entstanden vor 150 Millionen Jahren, als die Schwäbische Alb unter einem tropischen, eher flachen Meer lag, dem Jurameer. Seinerzeit tauchten bis zu 26 Meter große Ichthyosaurier durch die salzigen Fluten.
Die heiße Zeit hinterließ ihre Zeugnisse als Fossilien. Die kalte Zeit konservierte ihre Geschichte teils in gegenständlicher Kunst. Auch das Fohlenhaus, eine Höhle dieser Wandertour, dokumentiert Urgeschichte. Forscher fanden in ihr Zeichen früher Besiedlung. Die beiden Öffnungen in dieser knapp 20 Meter hohen Steinformation sind begehbar (Foto unten). Sie erinnert an ein Fohlen. Ein Grillplatz nebst Schutzhütte lädt zum Sinnieren ein, vielleicht übers eisige Gestern oder das Klima von heute?
Viel zu sehen: Schauhöhle Fohlenhaus.
Viele Brücken: Wo seit 15 Jahren kaum mehr Wasser fließt.
Archäopark Vogelherd: Mit der Steinzeit auf Augenhöhe
Informativ: Besucherzentrum.
Für immer geschlossen? Der Publikumsmagnet des 2006 zum Nationalen Geotop geadelten Lonetals macht zum 6. November dicht. Jährliche Defizite von 300000 Euro zwingen Niederstotzingen zu diesem Schritt. Verhandlungen mit dem Land zwecks Kostenbeteiligung geben Hoffnung, waren aber zum Redaktionsschluss nicht abgeschlossen. Die 2,6 Millionen Anlage beherbergt zwei 40000 Jahre alte Vogelherd-Figuren.
Radeln durchs Lonetal
Auf der Sphäre-Wanderung entdecken Sie den schönsten Teil des Lonetals. Aber nur mit dem Fahrrad erfassen Sie die Gesamtheit des Trockentals gespickt mit weiteren Sehenswürdigkeiten. Eine ausgeschilderte Tour erschließt das Lonetal ab Bahnhof Amstetten tendenziell bergab bis Bahnhof Hermaringen. Die 41 Kilometer lassen sich in drei Stunden bewältigen. Zurück über Hürben Eslesburger Tal und nördliche Rad-Feldwege oder Bahn.
Eselsburger Tal: Hier fließt die Brenz – ein wasserreicher Bach a zurls Kontrast trockenen Lone.
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Printausgabe: Sphäre 3/2022, Seite 28-29
WEBcode #22329