Bad Ditzenbach: Auf dem Löwenpfad den Winter am Albtrauf erkunden
Lichtbrücke
Heiß oder kalt? Sommer und nun wieder Winter. Wie ein Regenbogen überbrückt der Herbst mit starken Farben die Extreme dieser beiden Jahreszeiten. Im November ändert sich das Wetter in Sekunden. Der Albtrauf koloriert dieses Schauspiel mit feuchtem Glanz.
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Sonne, Regen, Schnee: Gerade ab Herbst sind die Albtrauf-Trails ohne Blätterdach für Ferngucker ein kontrastreicher Genuss.
- ■■ Löwenpfad Höhenrunde: 10,7 km / 300 Höhenmeter
- Start/Ziel: Parkplatz Aimer (mit Spiel- und Grillplatz) oder Bad Ditzenbach
- Höhe: min/max 505/775 m
- Gehzeit: 3:45 Std. / mittel
- Sehenswert: Aussichtsfelsen Tierstein und Badfelsen, Ruine Hiltenburg
- Einkehr: Hiltenburghütte
Der Regenbogen spielt in fast allen Mythologien über Kontinente hinweg eine bedeutsame Rolle. Brücke zwischen Mensch und Göttern, Straße vom Himmel zur Erde. Die Iren glaubten, am Ende eines Regenbogens verstecke sich ein Schatz. Und fürwahr, als hätte man eine Goldmünze gefunden, entspannt sich die Mimik zum Lächeln, sobald die Sonne während eines Schauers schlaglichtartig durch die düstere Wolkendecke bricht.
Die drei Grundfarben verzaubern hier (Foto oben) nicht nur die gestochen scharfe Aussicht vom Löwenpfad „Höhenrunde“ herab, sondern erhellen auch das Gemüt. Dieses Lichtspiel über dem Dürrental, das bei Deggingen ins Filstal mündet (Foto oben/unten), währt kaum eine Minute, hebt aber die Stimmung für Stunden.
Genießer: Wohnen im Filstal.
Überhaupt kommt man um diese Jahreszeit auf jedem der vielen Trails am steil fallenden Albtrauf nicht aus dem Staunen heraus. Denn: Wenn das Herbstlaub unter den Wanderschuhen knistert, geben kahle Äste den Horizont frei – begrenzt nur von Kuppen und steinigen Hängen.
Wie gleißende Brillanten einer Halskette fesseln und lenken die Aussichtsfelsen mit ihrer optischen Strahlkraft die Blicke in die Weite des Filstals. Der Tierstein oder Badfelsen beispielsweise sind Höhepunkte dieser Tour, von deren erhabenen Warte aus die Schattenspiele des tiefen Sonnenlichts am Gegenhang besonders wirken, wie hier am Galgenberg an einem 20. November um 14 Uhr (Foto unten).
Schattenspiele: Wenn das fahle Laub in der Herbstsonne ein letztes Mal erstrahlt.
Zu dieser Stunde knurrt in der Regel bereits der Magen: „Mittagszeit.“ Vesper oder Kuchen mit Tässchen Kaffee käme jetzt gelegen. Was für ein Glück. Die Hiltenburghütte, nur 200 Meter von der gleichnamigen Ruine entfernt, empfängt gerne hungrige Wanderer. Die Albvereinshütte öffnet zwei Mal im Monat. Wann, steht im Internet. Doch Vorsicht: Im Winter bleibt keine Weile ohne vorausschauende Eile. Denn ab halb fünf Uhr wird’s dunkel.
Dem Ruf der Schwäbischen Alb als Gebirge der Burgen und Ruinen wird diese Tour also gerecht. Die Hiltenburg reiht sich ein in die mehr als 100 herrschaftlichen Bauten. Doch kein Licht ohne Schatten: Ruinen erinnern nicht nur an Pomp und Glanz, sondern auch daran, dass die in Geschichtsbüchern archivierte Gloria feudaler Herrschaftszeit stets auf bitterer Not, Armut und nur auf der Arbeit und Lebensenergie leibeigener Bauern fußt.
Die Chroniken berichten vom Helfensteiner Adelsgeschlecht, aber auch davon, dass sie wie alle Burgherren, Fürsten, Beamte und der Klerus ihre Untertanen peinigten mit Steuern, Zinsen und Zöllen. 1563 gar jagte Graf Ulrich XI. von Helfenstein-Wiesensteig 63 seiner Filstäler in den Hexentod.
Herbstdunst: Die Alb zelebriert die Kälte mit warmen Farben.
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Löwenpfade: Wanderoffensive im Landkreis Göppingen
Auf die Spuren des Löwen kann man sich im Landkreis Göppingen begeben: Die Löwenpfade stehen für Wandern mit Qualitätsanspruch. Sechzehn Rundwanderwege, zwischen drei und 24 Kilometer lang, bieten Wanderspaß für fast jeden Geschmack. Der 10,7 Kilometer lange Löwenpfad „Höhenrunde“ in Bad Ditzenbach ist ein vom Deutschen Wanderverband zertifizierter Rundweg in der Kategorie „Traumtour“.
Kleine Entdecker: Spielplatz Natur.
Verwelkte Blüten: Natürliche Skulptur.
Winterradeln auf der Alb
Eine fest gefahrene Schneedecke ist für Wanderer ein Genuss, aber auch für Radler mit Stollenreifen. Die Wirtschaftswege wurden auf der Winter-Alb bislang nur „weiß“, ohne Salz geräumt. Doch Vorsicht: Auf als Radweg klassifizierten Teerwegen und sogar auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz kommt bisweilen das für Bikes rostfördernde und umweltschädliche Taumittel Salz zum Einsatz.
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Printausgabe: Sphäre 3/2023, Seite 24-25
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