Hayingen: Unterwegs im urigsten Teil der Großen Lauter
GPS-Wandertour: Wildes Tal
Verrückt. Welch eine Freude keimt, wenn ein Fluss einfach nur Fluss sein darf. Zwar ist der schönste Abschnitt des Lautertals auf nur vier Kilometern vom Autolärm verschont. Doch diese kleine heile Welt macht Lust auf mehr, mehr Ruhe und Einsamkeit.
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Baden erlaubt: Wer seine vom Wandern erhitzten Füße kühlen will, hat an der Großem Lauter Gelegenheiten auf Schritt und Tritt.
- Start/Ziel: Parkplatz Schülzburgweg, Ortsausgang von Anhausen
- ■■ HochGehLautert: 11 km / 150 Hm.
- Höhe: min/max 555/680 m
- Gehzeit: 3:00 Std./leicht
- Pause: immer und überall entlang der Lauter
- Sehenswert: Maisenburg, Burg Wartstein und Ruine Schloss Schülzburg
Wer kennt es nicht – das schöne Lautertal. Durch ein traumhaftes Stück Natur schlängelt sich das klare Bächlein tief eingekerbt durch die Biosphären-Alb. Ab der Quelle in Gomadingen-Offenhausen strebt das reine Wasser auf 45 Kilometern der Donau entgegen. Ein Rad- und Wanderweg folgt dem leisen Plätschern, das leider nur zu oft im Lärm von Autos ungehört verklingt. Doch hinter Anhausen ist glücklicherweise damit Schluss: Durchfahrt verboten. Ab dem Startpunkt dieser GPS-Tour gibt es keinen Asphalt. Diesem ursprünglichsten Teil des Lautertals hat die Stadt Hayingen eine Wanderrunde gewidmet: Schildchen mit dem Kunstnamen „hochgehlautert“ weisen den Weg. Ab der weiträumigen Grill- und Badestelle führt zunächst ein Hohlweg hinauf zur Maisenburg (Foto unten) vorbei an einem Wildgehege, stets die Schülzburg im Rücken.
Maisenburg: fürstlicher Weitblick.
Im weiteren Verlauf durchstreift die Route auf der Albhochfläche steinige Felder und trockene Wälder. Entlang der Kuppen östlich von Hayingen spenden bisweilen mächtige Kiefern den Schatten, dazwischen auch knorrig-alte Buchen sowie abgestorbene, skurrile Baumskulpturen. Diese wohltuende Unordnung, zumindest entlang der Tour, vermittelt das Gefühl von einer im Ansatz naturnäheren Waldwirtschaft. Waren hier Förster mit Sinn für Waldästhetik am Werk?
Krötenwanderung: Getarnt auf der GPS-Route unterwegs.
Nach einigen Höhen und Tiefen einiger zur Lauter hinabstrebenden Trockentälern, wirkt die lang ersehnte Ankunft im Lautertal wie der Sprung in eine andere Welt. Bizarre Felsen, mäandrierende Flussschleifen gerahmt vom satten sumpfgrün der feuchten Auen (Foto unten).
Wilde Lauter: Sumpfgrün leuchten die feuchten Auen.
Ab dem südöstlichsten Punkt der GPS-Tour steht der Wanderer vor der Qual der Wahl: Hinauf zur 150 Meter höheren Ruine Wartstein, um die tolle Aussicht auf das Dach der Alb zu genießen (Foto unten)? Oder doch lieber unten auf der gesamten Länge des schmalen, sumpfigen Pfads entlang streifen auf Tuchfühlung zu steilen Klippen und Hangwäldern unterhalb der Burg (Foto oben)? Dieser Teil des Lautertals genießt maximalen Naturschutz. Es schmückt das Biosphärengebiet Schwäbische Alb als eine der vielen Kernzonen, die sich auf 2645 Hektar summieren.
Ruine Wartstein: Tolle Aussicht auf das Dach der Münsinger Alb.
Herrschaftlich: Mehr Burgen als Dörfer für Untertanen
(2) Schülzburg: thront über Anhausen.
Schon Ritter, Fürsten und Grafen liebten die Abgeschiedenheit des Lautertals, zur Differenzierung auch Großes Lautertal genannt. Immerhin fließen Bächlein mit diesem Namen 17-mal durch die Republik, alleine 5-mal der Alb entsprungen. Während der moderne Tourist tageweise das Lautertal zur Heimstatt erklärt, rückte der Adelsstand gleich mit Hofstaat, Burgen und ganzen Schlössern an die Alb heran. 15 Ruinen säumen das Lautertal, im Schnitt nur 1,4 Kilometer voneinander entfernt – drei davon lassen sich entlang dieser GPS-Tour bestaunen.
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Printausgabe: Sphäre 3/2020, Seite 12-13
WEBcode #20313 und WEBcode 222102