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Hechingen-Schlatt: Kirchenköpfle-Tour: Killertal – Schlatt – Jungingen
So was gibt´s nur im Märchen. Laut Definition: Prosa mit fantastischem, sonderbarem, groteskem, wunderbarem, unheimlichem Inhalt. Aus diesem Stoff ist diese märchenhafte Route der Hechinger „Kirchenköpfle-Tour“ modelliert.
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Burg Hohenzollern – der schmale Trail an der Hangkante oberhalb des Killertals entführt in unwirkliche Phantasiewelten. Und doch ist alles real.
GPS-Wandertour: Märchenland
So was gibt´s nur im Märchen. Laut Definition: Prosa mit fantastischem, sonderbarem, groteskem, wunderbarem, unheimlichem Inhalt. Aus diesem Stoff ist diese märchenhafte Route der Hechinger „Kirchenköpfle-Tour“ modelliert.
- Start/Ziel: Hechingen-Schlatt Höhensportplatz
- ■■ Kirchenköpfle-Tour: 9 km / 322 Hm.
- Höhe: min/max 545/840 m
- Gehzeit: 3:15 Std./schwer
- Pause: Grillhütte Köhlberg (siehe Kasten ganz unten)
- Sehenswert: Friedhofskapelle Schlatt (Foto unten), Starzel-Wasserfall, Köhlberg, Weilerwaldkopf
Nichts als Grün. Im Killertal zwischen Schlatt und Jungingen schimmern saftige Wiesen. An den Hängen duften pastellgrüne Wacholderheiden. Fast scheint es, als hätten englische Gartenbauer die Sträucher und monumentalen Kiefern in den tieferen Hanglagen gezielt so vereinzelt arrangiert.
Namensgeber – Kirchenköpfle.
Die Tour startet am Sportplatz der 850-Seelengemeinde Hechingen-Schlatt. Die Krönung des anstrengenden Albaufstiegs über schmale Pfade wird ein sich auf weichem Waldboden schlängelnder Höhenfußweg sein, den das hellgrüne Blätterdach der Buchen im Sommer angenehm kühl beschattet. Geschafft – oben pulsieren noch die 250 Höhenmeter in den Beinen. Nun aber beginnt der genussvolle Teil dieser selten schönen Wanderung. „Kirchenköpfle-Tour“ heißt die mit gelbem Kreis markierte, anspruchsvolle Runde. Das Wahrzeichen des Dörfleins, die frühgotische Friedhofskapelle oberhalb des Dörfleins, gab ihr den Namen. Märchenhafte Fernblicke schenkt oben dieser schmale Pfad entlang der hier besonders steil abfallenden Alb. Er führt über den 856 Meter hohen Weilerwaldkopf bis zum Köhlberg mit toller Rastmöglichkeit.
Landschaftspark – der Abstieg nach Jungingen verzaubert.
Unablässig zieht der Horizont die Blicke an. Dort, wo das harte Stahlblau des klaren, trockenen Albhimmels in eine verblassende, dunstige Ebene versinkt, duckt sich die Landeshauptstadt in ihren rußigen Talkessel. Weiter südlich aber greift eine spitzzackige Silhouette eines Märchenschlosses messerscharf durch die glasklare Albluft nach den Schäfchenwolken: die Burg Hohenzollern. Sie thront auf Augenhöhe. Vermutlich leuchtet schon seit dem elften Jahrhundert die goldgelbe Festung auf dem 855 Meter hohen Bergsporn ins Hechinger Albvorland. Soldaten hatten sie 1423 zerstört. Die 1454 errichtete zweite Burg verfiel. Erst 1850 ließen die Preußen im dritten Anlauf diese Prunkburg entstehen.
Die Aussicht Köhlberg bietet einen traumhaften Blick ins Killertal.
Doch nicht nur die leidvolle Geschichte der Burg bezeugt die Vergänglichkeit, sondern auch deren Standort, ein sogenannter Zeugenberg. Diese markante Kuppe war einst Teil des kompakten Albgebirges. Ebenso verrät die steil abfallende, marode Albfelskante unterhalb des Höhentrails: Das Schwabengebirge weicht zurück. Ständig stürzen Steine ins Tal. Der Fluss Starzel schwemmt das lose Geröll aus dem Killertal in den Neckar. Einst reichte die Alb fast bis Stuttgart, jährlich weicht sie durchschnittlich 1,6 Millimeter zurück.
Oberhalb des Serpentinenpfads hinunter nach Jungingen verbreitet der idyllische Aussichtspunkt Köhlberg samt Grillstelle und Hütte Pausenstimmung. Unten im Tal dann führt die Route ab Jungingen entlang der Bahnlinie nach Schlatt zurück.
Geologie: Gefährliche Zeichen der Vergänglichkeit
Alles fließt – „Panta rhei“, hat schon der antike Philosoph Heraklit formuliert. Nichts ist unveränderlich – Seen verlanden, Küstenlinien rutschen ins Meer. Die Schwäbische Alb vollzieht ihre Vergänglichkeit meist als stillen Prozess. Doch nur 5,3 Wanderkilometer vom Parkplatz am Schlatter Sportplatz entfernt stürzte vor 36 Jahren ein gewaltiges Stück Alb auf spektakuläre Weise herab. Heftige Regenfälle hatten acht Millionen Tonnen Gestein ins Wanken gebracht: Beim seither berühmten „Mössinger Bergrutsch“ unterhalb des Hirschkopfs stechen ähnlich helle, marode, senkrecht abfallende Gesteinsschichten ins Auge wie unterhalb des Wandertrails der „Kirchenköpfle-Tour“ bei Schlatt. „Achtung Erdrutsch“, vorsorglich warnt dort ein Schild an einem Hangfahrweg. Der Sicherheit wegen bleibt dieser dauerhaft gesperrt.
Rast und Gemütlichkeit
Ort zum Verweilen – die Aussicht Köhlberg bietet einen traumhaften Blick ins Killertal (Fotos). An diesem Fleckchen in 820 Meter Höhe duckt sich zudem eine feudale Vesperhütte samt Grillstelle windgeschützt in eine Senke. Fast wie Zimmer mit Balkon. Einzig fließend Wasser fehlt.
Die Tour gehört zum Ensemble „Wanderparadies Hechingen“ bestehend aus drei neu herausgeputzten Routen. www.hechingen.de
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Printausgabe: Sphäre 2/2019, Seite 22-23
WEBcode #19223