Oberlenningen: Tobeltaltour
Sonnengeflutete Wege am Albrand erhellen die Gemüter besonders in der kühlen Jahreszeit. Da kommt es den Lenningern recht, dass ein Trail im wildromantischen Tobeltal auf der Sonnenseite die Alb erklimmt.
PDF-Download: Print-Artikel runterladen
GPS-Wandertour: Sonnenstand
Sonnengeflutete Wege am Albrand erhellen die Gemüter besonders in der kühlen Jahreszeit. Da kommt es den Lenningern recht, dass ein Trail im wildromantischen Tobeltal auf der Sonnenseite die Alb erklimmt.
- Start/Ziel: Freibad/Sportplatz Oberlenningen
- ■■ Tobeltal-Tour: 7,2 km / 350 Hm.
- Höhe: min/max 465/722 m
- Gehzeit: 3:00 Std./schwer
- Pause: Oberlenningen, Rössle mit Gartenlokal
- Sehenswert: Tobelfelsen, Wielandstein (Achtung Zugang wegen Felssturz gesperrt)
Ein schmaler Pfad führt in einem engen Seitental des Lenninger Lautertals hinauf zu einer Felskaskade, Tobelfelsen genannt. Das Besondere ist nicht alleine, dass sich hier auf federnd-weichem Waldboden ein Trail durch ein Naturschutzgebiet hinaufzieht, das mit einer augenfällig hohen ökologischer Vielfalt betört. Vielmehr ist es der helle Sonnenstand, dessen gleißendes Licht in diesem tief eingeschnittenen Kerbtal bizarre Schatten wirft.
Schattenspiel – Wanderpfad mit reichlich Abwechslung.
Gerade im Herbst und Winter, wenn zwischen 13 und 17 Uhr die wärmenden Strahlen fast waagerecht die Haut umschmeicheln, verwandelt sich dieser klimatisch begünstigte Forst in einen Zauberwald: Am Übergang zu den südwestlich blickenden Felsklippen dominieren wärmeliebende Eichenwälder. An den schattigen Nordhängen unterhalb der Wielandstein-Felsen und im dunklen oberen Ende des hier felsigen, schluchtartigen Tobeltales beherrschen Eschen-Ahorn-Steinschutthangwälder das Landschaftsbild. Naturschutzfachkundige Augen können hier acht verschiedene natürliche Waldgesellschaften entdecken – und viel Totholz, dem dieser tiefe Albeinschnitt seinen urigen Charakter verdankt.
Totholz – gehört zum Leben.
Nach dem Bänkle, das sich unter einem Felsüberhang duckt (Foto unten), erklimmt der Pfad über einige enge, schattige Kehren die auf 700 Metern gelegene Hochfläche. Hier beginnt der aussichtsreichste Teil der Tour. Es windet sich und kurvt ein wurzeliger Trail über die bleiche, senkrecht abfallende Felskaskade hinweg (Kasten unten). Die aus Weißjuraschichten getürmten Massenkalkfelsen flimmern im prallen Sonnenlicht – was für ein wohlige Wärme.
Pausenbänkle – vor Regen vom Felsvorsprung geschützt.
In Verbindung mit der aufgeheizten Luft aus dem Tal bildete sich auf den Felsklippen ein außerordentlich trockener Lebensraum. Liguster-Gebüsche fühlen sich wohl, Felsenbirnensträucher florieren verstreut, überragt von skurril-knorrig gewachsenen Trauben- und Flaum-
eichen, die sich auf flachgründigen Felsen gegen den rauen Albwind stemmen.
Eichen mögen´s trocken und warm.
Ist der nördlichste Punkt der Tour erreicht (siehe Karte oben), geht es zurück über gruppengesprächstaugliche, bequeme Forstwege. (Wer will, kann an diesem Punkt noch einen kleinen Abstecher zum Mittagsfelsen dranhängen). Kurz vor dem Abzweig zum Wielandstein (der wegen des Felssturzes gesperrt ist, siehe Kasten rechts), lädt eine Grillstelle zum Verweilen ein. Danach geht es nur noch hinab, anfangs auf einem etwas breiteren Weg, nach einem Drittel des Abstiegs dann auf einem schmalen, steinigen und wurzeligen Pfad.
Flora: Seltene Vegetation auf exponierten Alb-Felsen
Der Kalkfelsen bietet grundsätzlich hochspezialisierten Pflanzengesellschaften einen seltenen, schützenswerten Lebensraum. Moose und Flechten gedeihen direkt auf dem nackten Stein, da ihnen die in der Luft und im Regen enthaltenen Nährstoffe genügen. Dazwischen siedeln Pioniergesellschaften, wie das Heilkraut Mauerpfeffer, abgelöst von kleinen Flächen Trockenrasen. Im Tobeltal kommen 360 Gefäßpflanzenarten vor – 23 Spezies gelten im Ländle als gefährdet.
Gipfel verschwunden
30 Prozent des Wielandsteins brachen plötzlich weg (Foto): Am 7. Januar 2015 rutschten Teile des Felsens samt Gipfelkreuz ins Tobeltal. Wanderer und Kletterer waren zum Glück nicht unterwegs. Rund einen halben Hektar Wald hat das Gestein umgerissen. Frost beschleunigt Verwitterung. Wasser dringt in den porösen Kalkstein. Gefrorenes Wasser dehnt sich um bis zu neun Prozent aus – Risse, Spalten entstehen.
PDF-Download: Print-Artikel runterladen
Printausgabe: Sphäre 3/2019, Seite 18-19
WEBcode #19323