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Immendingen: Premiumwanderweg Donauversinkung
Nichts ist beständiger als der Wandel. Deshalb kann sich das Donauwasser bei Immendingen nie entscheiden: Fließen oder verschwinden? Strebt es über den Rhein der Nordsee entgegen oder doch ins ferne Schwarze Meer?
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Donauversinkung – ein ganzer Fluss vom Erdboden verschluckt.
GPS-Wandertour: Hin und weg
Nichts ist beständiger als der Wandel. Deshalb kann sich das Donauwasser bei Immendingen nie entscheiden: Fließen oder verschwinden? Strebt es über den Rhein der Nordsee entgegen oder doch ins ferne Schwarze Meer?
- Start/Ziel: Parkplatz bei Imbiss „Nina´s ess-Art“
- ■■ Tour Donauversinkung: 13 km / 384 Hm.
- Höhe: min/max 656/785 m
- Gehzeit: 4 Std. / mittel
- Pause: Verschiedene sogenannte Vesperinseln an Sehenswürdigkeiten
- Sehenswert: Donauversinkung, Vulkankrater, Immendingens Schlösser
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GPS-Wandertour: Hin und weg
Naturschauspiele gibt es viele. Wenn aber ein seltenes Phänomen den großen erdgeologischen Wandel wie ein Zeitraffer auf den Sekundenschlag der Gegenwart verdichtet, wird aus einem vordergründigen Schauspiel ein tiefschürfendes Lehrstück über die geheimen Mächte unserer Natur.
Gemeint ist hier jener seltsame Ort, wo im Winter ein ausgewachsener Fluss mit zwei Meter Tiefgang teilweise ein ganzes Tal überflutet, im Sommer aber dann 160 Tage zu einem Rinnsal verarmt, um plötzlich im Erdreich zu verschwinden: „Donauversinkung“. Die Route dieser GPS-Tour und gleichnamigen Premiumwanderwegs führt Sie mit etwas Glück statt auf dem Uferweg durch das trockene Flussbett des Europaflusses Donau (Foto oben).
Gleich einer Zeitmaschine verbindet diese Wasserader die Gegenwart mit der Vergangenheit. Europas zweitgrößter Fluss entschleunigt das Tempo der Moderne in dem Maße, wie an seinen Ufern flussabwärts die Betonarchitektur schlichten, Schilfrohr gedeckten Lehmziegelhäuschen weicht. Die Zeit steht still am Ende nach 2811 Wasserkilometern im entfernten Donau-Delta am Schwarzen Meer. Irgendwo dort in diesen Sümpfen weidet herrenlos das Vieh.
Das Vieh hierzulande allerdings hat stets einen Besitzer. Insbesondere die Hirsche, die am Wegesrand bei Hattingen im Gehege weiden. Der Besitzer, seines Zeichens Wirt des gut besuchten Gasthofs Hauser, hatte zwei Meter entlang seiner Damwildweide an die Wanderer abgetreten, damit die Strecke nicht an der Autostraße verläuft, sondern abgeschottet durch eine Art Tunnel aus Sträuchern. Der schönste Teil dieser abwechslungsreichen Tour beginnt ab dem Aussichtspunkt in der Nähe der Doline Michelsloch, eine der größten zugänglichen Senken, die mit acht Meter Tiefe bei einem Durchmesser von 25 Metern das Phänomen Donauversinkung veranschaulicht. Denn nur solch gewaltige Trichter – im Bett der Donau mit Schotter gefüllt – können einen ganzen Fluss verschlingen.
Höwenegg – Vulkanausbruch vor rund 10 Millionen Jahren
Ein weiterer erdgeschichtlicher Zeitzeuge präsentiert sich etwas später am Höwenegg als kleiner See. Genauer: als Wasser gefüllter, 20 Meter tiefer Vulkankrater (Foto oben). Ausgrabungen legten Skelette von Weltbedeutung frei wie das des dreizehigen Urpferdes „Hipparion“. Schon auf dem Weg dorthin betört der aussichtsreiche Streckenabschnitt, der alle fünf größten Hegauvulkanberge präsentiert, inklusive den mit einer Burg gekrönten Hohentwiel. Im Hintergrund schimmert der Bodensee, über dem sich das mächtige Panorama der Alpen erhebt.
Abgetaucht: Die Donau weiß nicht recht, wohin sie will
Das Gerangel um das Wasser der Oberen Donau spiegelt die Vergänglichkeit der ins Karstgestein vertieften Flussläufe. Schon heute gehört der Europafluss im Bereich vor Immendingen an etwa 160 Tagen ganz zum Flusssystem des Rheins. Diese geologische Sensation nimmt in mächtigen Schlucklöchern im Donau-Bachbett an der Eisenbahnbrücke hinter Immendingen ihren Anfang: Die Donau verschwindet. Sie taucht ab in ein Höhlensystem Richtung Süden, um nach rund 60 Stunden in dem 12 Kilometer entfernten Aachtopf wieder emporzuquellen. Mit rund 10000 Litern pro Sekunde drückt hier das Wasser aus der 18 Meter tiefen Quellhöhle herauf. 32 Kilometer später ergießt sich das abgezweigte Donauwasser in den Bodensee, in den Rhein, in die Nordsee. Derweil herrscht am Donaulauf gespenstische Stille. Eine Stille, die die Premiumwanderung „Donauversinkung“ thematisiert.
Rast und Gemütlichkeit
Die Tour startet am großzügigen Parkplatz an Immendingens Imbiss der besonderer Art: Nina´s ess-Art. Hier befindet sich ein Zeltplatz (5 Euro pro Person), ein Grill- und Spielplatz. Ein Abstecher nach Immendingen mit seinen zwei Schlössern und Donaupark sei empfohlen – erreichbar über den Radweg und die gedeckte Holzbrücke in Zimmern (Foto oben). Am Bahnhof Hattingen lädt das Gasthaus Hauser nahe des Damwildgeheges zur Einkehr und Übernachtung ein. Info: www.immendingen.de
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Printausgabe: Sphäre 1/2018, Seite 32-33
WEBcode #18133